Wochenrückblick vom 20.01.2023

Besuch bei der Schulung für Frauenbeauftragte in Dillingen / Stadtratskommission für Gleichstellung der LH München: Thema Parité

Immer freitags berichten die Mitarbeiterinnen der Geschäftsstelle in aller Kürze, womit sie sich in dieser Woche beschäftigt haben.

Besuch bei der Schulung für Frauenbeauftragte in Dillingen

Erneut war Ummahan Gräsle, unsere Referentin für Gewaltprävention, nach Dillingen a. d. Donau in die Regens Wagner Stiftungen eingeladen worden.
Dort fand am Mittwoch der dritte Schulungsblock für Frauen-Beauftragte und ihre Unterstützerinnen statt.

Ummahan Gräsle: „Vor etwa vier Jahren war ich zum ersten Mal bei den Regens Wagner zum Kennenlernen und Austausch eingeladen.
Damals waren die Frauen-Beauftragten frisch gewählt und freuten sich auf ihre neue Aufgabe.
Da es die erste offizielle Amtszeit seit der gesetzlichen Einführung von Frauen-Beauftragten in Werkstätten für Menschen mit Behinderungen (WfbM) war, hatten die Frauen noch nicht an einer Schulung teilgenommen.“

Die meisten Werkstätten waren anfänglich sehr verunsichert, hinsichtlich der Amtseinführung und der damit verbundenen notwendigen Maßnahmen.
Auch gab es kaum Schulungsangebote.
Die wenigen, die es gab, deckten nicht einmal die Grundlagen ab.

Ummahan Gräsle: „Zum Glück hat sich das Angebot inzwischen gebessert.
Es gibt mehr Schulungsangebote, sodass die Frauen-Beauftragten nicht eine ganze Amtszeit ohne verbringen müssen.
Auch die Anzahl der Fortbildungstage pro Jahr hat zugenommen.
Leider stelle ich aber auch fest, dass die Inhalte ganz unterschiedlich und aus meiner Sicht nicht nachhaltig vermittelt werden.“

Weibernetz e.V. hatte im Rahmen des Projekts „Frauen-Beauftragte in Einrichtungen“ einen Lehrplan mit einem umfangreichen Schulungsordner und Unterrichtsmaterial in Leichter Sprache erarbeitet.
Diese wurden in langjähriger Zusammenarbeit mit vielen Fachkräften und Menschen mit Lernschwierigkeiten erarbeitet.

Ummahan Gräsle: „Ich denke, es ist in Ordnung den Lehrplan und die Materialien von Zeit zu Zeit anzupassen und weiterzuentwickeln. Allerdings, ist es von Nachteil, wenn die Frauen-Beauftragten am Ende eines Kurses einen völlig unterschiedlichen Bildungsstand haben. Bestimmte Themen dürfen nicht einfach weggelassen oder nur an der Oberfläche angekratzt werden.“

Viele Dozentinnen haben keine Kenntnis über die Existenz des Lehrplans bzw. scheitern an der Umsetzung, da Ihnen die Fortbildung zur Trainiern (Dozentin) speziell für Frauen-Beauftragte fehlt, die im Rahmen des Projekts von Weibernetz angeboten wurde.

Ummahan Gräsle: „Ich hatte mit der Dozentin im Vorfeld viel Kontakt und ich habe selten einen so engagierten und motivierten Menschen erlebt, der keine Mühen scheut.
Die Neugier und die Lust an der Arbeit als Frauen-Beauftragte war auch bei allen Teilnehmerinnen spürbar groß.
Wie jeden Schulungskurs für Frauen-Beauftragte habe ich auch diesen ungern wieder verlassen.
Der Wissensdurst und die Dankbarkeit über jede Information und Unterstützung ist für mich unvergleichlich.“

Sitzung der Münchner Stadtratskommission für Gleichstellung von Frauen zum Thema Parité

Am Donnerstagabend fand die 348. Sitzung der Münchner Stadtratskommission für die Gleichstellung von Frauen statt.
Das Schwerpunktthema dieser Sitzung lautete:
„Umsetzung von Parité in kommunalen Strukturen und im kommunalpolitischen Handeln“
Unter Parité oder auch Parität versteht man das Bemühen, dass politische Ämter, Parteien, Gremien und so weiter mit möglichst gleich vielen Frauen und Männern besetzt werden.
Immerhin machen sie ja auch etwa die Hälfte der Bevölkerung aus.
Dies kann zum Beispiel durch ein Paritätsgesetzt geregelt werden, wie es etwa in Frankreich, Belgien, Spanien, Portugal und Slowenien der Fall ist.
Als erstes deutsches Bundesland hat Brandenburg im Januar 2019 ein Paritätsgesetz verabschiedet.
Aktuell gibt es wieder starke Bemühungen um ein bundesweites Gesetz – wie etwa nachzulesen unter  https://paritaetjetzt.de.
Bei der Kommissionssitzung gab es zunächst fachliche Inputs von:
Frau Mina Mittertrainer, von der Hochschule Landshut
Frau Sabine Müller aus der Rechtsabteilung des Direktoriums der Landeshauptstadt München
und Frau Ruth Steinert, Aktionsbündnis Parité in den Parlamenten, München
Dann wurde gemeinsam diskutiert.
Dunja Robin hat bei der Sitzung gemeinsam mit Lieve Leirs wieder die Interessen von Mädchen* und Frauen* mit Behinderungen vertreten.
Sie berichtet:
„Ich habe die Diskussion als sehr überlegt und ausgewogen wahrgenommen. 
Es wurde bei der Sitzung sehr deutlich, warum etwa eine paritätische Besetzung von Gremien und Ausschüssen oft nicht einfach umzusetzen ist.
Denn auch wenn alle in der Kommission prinzipiell den Gedanken der Parität unterstützen:
Oft passen einfach die Grundstrukturen noch nicht.
Und: Fachlichkeit muss Vorrang haben!
Das heißt ganz und gar nicht, dass Frauen* per se weniger kompetent wären als Männer.
Aber wenn die entsprechendenden Stellen an sich schon zu wenige Fachfrauen* für das Thema haben,
dann können sie diese natürlich auch nicht in hoher Anzahl entsenden.
Was wiederum zeigt: Wir müssen nach wie vor vor allem erst einmal dafür sorgen, dass sich mehr Frauen politisch und gesellschaftlich engagieren!
Das heißt zu einen: Es müssen die passenden Strukturen und das passende Klima geschaffen werden, dass sie dies können.
Zum Beispiel: Es darf nicht länger hingenommen werden, dass Frauen, nur wegen ihres Geschlechts, von männlichen Kollegen oder auch von Bürger:innen (etwa im Internet) so lange drangsaliert, beschimpft, gedemütigt und gemobbt werden, bis sie das Handtuch werfen.
Zum anderen wurde aber auch immer wieder betont:
Frauen müssen aktiv angesprochen und ermutigt werden, sich einzubringen.
Noch dringlicher wird dies aus meiner Sicht, wenn man sich folgendes vor Augen führt:
Viele Frauen* haben gestern sehr frustriert davon erzählt, dass sie sich oft schon zehn Jahre und mehr für dieses Thema einsetzen.
Und sich im Großen und Ganzen hat sich in all der Zeit bis heute nichts nennenswert geändert!
Für alle, die sich wünschen, dass Frauen* ihre Perspektiven in der Gestaltung unserer Gesellschaft mehr einbringen können lohnt es sich also, sich mit dem Thema Parität zu beschäftigen.
Und zu prüfen, was wir selbst tun können, damit sich mehr Frauen* engagieren können.“
Wir wünschen allen Leser:innen ein schönes Wochenende!
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