Tätigkeitsbericht 2010

1. Das Netzwerkbüro

Mitgliederzahl der Netzwerkfrauen Bayern

Ebenso wie im Jahre 2009 hat sich die Zahl der Frauen und Mädchen, die sich über das Netzwerk organisieren möchten noch mal deutlich erhöht, inzwischen sind es über 250 organisierte Frauen. Dadurch stieg nochmals der Verwaltungsaufwand für das Netzwerkbüro und die LAG Selbsthilfe Bayern.

Zweite Stelle für das Netzwerkbüro

Im ersten Quartal 2008 wurde uns vom Ministerium für Arbeit und Sozialordnung eine zweite feste Stelle für das Netzwerkbüro im Umfang von 15 Wochenstunden u.a. für den Bereich Öffentlichkeitsarbeit bewilligt. Seit 01.07.2008 ist diese Stelle von Frau Tanja Miedl, Dipl.-Sozialpäd. (FH), besetzt. Sie arbeitet bereits über zwei Jahre im Netzwerkbüro und hat einerseits zu einer deutlichen Entlastung beigetragen, andererseits wuchsen durch die zusätzlich gewonnene Kapazität durch die äußerst engagierte Mitarbeit von Frau Miedl auch die Aufgabengebiete. Dadurch wurde zum nochmaligen Wachstum des Netzwerkes beigetragen.

PraktikantInnen im Netzwerkbüro

Auch im Jahr 2010 hatte das Netzwerkbüro ständig verschiedene Praktikantinnen, die entweder im Rahmen eines berufsvorbereitenden Praktikums oder im Rahmen ihres Studiums das Praktikum im Netzwerk absolvierten. Anleiterin war die Netzwerkbüroleiterin Ute Strittmatter sowie Tanja Miedl.

Ebenfalls seit Oktober 2006 ist Marion Stangl von der Stiftung Pfennigparade als Außenmitarbeiterin der Stiftung Pfennigparade im Netzwerk tätig. Im Rahmen ihrer Tätigkeit hat Frau Stangl die Netzwerkhomepage neu strukturiert. Inzwischen ist Frau Stangl komplett für den Aufbau und die Pflege der Website verantwortlich. Auch leitet sie in Kooperation mit Tanja Miedl und Esther Hoffmann den AK „Sexuelle Gewalt gegen Frauen mit Behinderung“. Im Rahmen diese AKs entstand eine Kooperationsberatungsstunde mit dem Frauennotruf München für Frauen und Mädchen mit Behinderung in Zusammenhang mit sexuellen Gewalterfahrungen; die Beratung findet seit dem vierten Quartal 2009 in den Räumen des Netzwerkbüros statt, da die Räume barrierefrei zugänglich sind. Auch greift der Frauennotruf auf unsere Erfahrungen mit behinderten Frauen zurück.

2. Mitarbeit in Gremien

Landesbehindertenrat

Seit 2004 hat das Netzwerk von und für Frauen und Mädchen mit Behinderung einen Sitz in dem neu gegründeten Landesbehindertenrat inne. Rosi Probst und Ute Strittmatter nehmen regelmäßig an den Sitzungen teil. Frau Rosi Probst verstarb Ende Oktober 08 nach kurzer, schwerer Krankheit. Ihren Sitz im Landesbehindertenrat übernimmt seitdem Frau Tanja Miedl.

Patientennetzwerk Bayern

Auch hier ist das Netzwerk von und für Frauen und Mädchen mit Behinderung stimmberechtigtes Mitglied.

Bayerischer Landesfrauenrat

Seit November 2007 ist das Netzwerk von und für Frauen und Mädchen mit Behinderung Mitglied im bayerischen Landesfrauenrat. Delegierte für das Netzwerk sind Ute Strittmatter und Tanja Miedl. Ute Strittmatter wurde zudem im vierten Quartal 2009 in den Hauptausschuss der Landesfrauenrates gewählt und vertritt in diesem die Interessen behinderter Frauen und Mädchen.

3. Veranstaltungen

Fachgespräche im Rahmen der UN-Konvention zur Stärkung der Rechte von Menschen mit Behinderung und deren Umsetzung in Bayern; Veranstaltungsreihe von Bündnis 90/Die Grünen

Im Rahmen dieser Veranstaltungsreihe wurde Ute Strittmatter als Referentin für die Interessen behinderter Frauen und Mädchen im Rahmen der UN-Konvention und deren Umsetzung in Bayern eingeladen.

Europaweiter Protesttag

Um die Gesellschaft für die Belange und Probleme von Frauen und Mädchen mit Behinderung zu sensibilisieren, hat das Netzwerk im Rahmen des Aktionsbündnisses die Veranstaltung am 5.Mai 2010 (Europaweiter Protesttag für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung) am Marienplatz intensiv mit vorbereitet und auch an dieser Veranstaltung mit einem eigenen Infostand teilgenommen.

Kampagne „Wanted“

2007 startete das Netzwerk die Kampagne “Wanted“ zum Thema „Persönliche Assistenz“ mit einer Auftaktveranstaltung, deren Dokumentation im Sommer 2008 herausgekommen ist und seitdem weite Kreise gezogen hat. Der Arbeitskreis, der die Kampagne ins Leben gerufen hat, trifft sich nach wie vor regelmäßig alle 14 Tage, um weitere Aktionen zu planen. Dem Netzwerk ist es bei dieser Kampagne auch wichtig, auf frauenspezifische Themen im Zusammenhang mit Persönlicher Assistenz wie geschlechtsspezifische Pflege etc. aufmerksam zu machen.

Netzwerkplenum

Im Jahre 2010 veranstalteten die Netzwerkfrauen eine erfolgreiche Plenums-veranstaltung zum Thema „Pflege und Schönheit für Frauen mit Behinderung“. Hierfür wurden Referenten eingeladen, die den behinderten Frauen und Mädchen gezeigt haben, wie man sich trotz Behinderung ohne komplizierte Handhabungen pflegen und schminken kann, angepasst an die jeweilige Behinderung. Auch wurden im Rahmen des Plenums neue Sprecherinnen für zwei Jahre gewählt.

10-jähriges Jubiläum der Netzwerkfrauen-Bayern

Am 28.10.2010 beging das Netzwerk sein 10-jähriges Jubiläum und hat dies mit einer großen Jubiläumsveranstaltung gefeiert, um sich auch bei den Unterstützern und Förderern zu bedanken. Sponsoren der Veranstaltung waren die HypoVereinsbank, DiBag, Clarins, EngelsKerzen, Gerd Käfer und Sepp Krätz. Ein umfangreiches Programm wurde dargeboten wie Grußworte der Staatsministerin für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen Christine Haderthauer, Podiumsdiskussion mit Gründungsmitgliedern, Reinhard Kirchner der LAG Selbsthilfe Bayern sowie Vertretern des Ministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen etc.. Die Vorbereitungen für diese Veranstaltung liefen bereits seit dem vierten Quartal 2009.

4. Gynäkologische Ambulanz für behinderte Frauen

Die vom Netzwerk angestrebte gynäkologische Ambulanz für behinderte Frauen wurde am 14. November 2007 mit dem Beisein von Frau Staatsministerin Christa Stewens endlich eröffnet. 2008 wurde ersichtlich, dass es sehr großen Bedarf an einer solchen gynäkologischen Versorgung gibt. Die Sprechstunde ist über Monate hinaus ausgebucht und die Erfahrungsberichte gestalten sich sehr positiv. Auch 2010 zeigte sich ein großer Bedarf an dieser Ambulanz, nach wie vor ist die Sprechstunde über Monate ausgebucht und inzwischen konnten schon etliche Erfahrungen im Kontext mit verschiedenen Behinderungen und gynäkologischer Versorgung gesammelt und verwertet werden.

Von Seiten des Ministeriums für Arbeit und Sozialordnung wird dieser Erfolg positiv bewertet und dem Netzwerk wurde signalisiert, dass der Aufbau einer solchen Ambulanz auch im Norden von Bayern unterstützt wird. Allerdings änderte sich der Zuständigkeitsbereich für die gynäkologische Ambulanz aufgrund der letzten Landtagswahl. Inzwischen ist das Bayerische Gesundheitsministerium für die gynäkologische Ambulanz zuständig.

Auf Initiative der Netzwerkfrauen Bayern und des ZSL Erlangen gründete sich im Juli 2009 eine weitere gynäkologische Ambulanz für behinderte Frauen, angegliedert an die Frauenklinik des Uni-Klinikums Erlangen unter der Leitung von Prof. M.W. Beckmann.

5. Arbeitskreise

AK „Gewalt gegen behinderte Frauen“

Marion Stangl und Esther Hoffmann haben im September 2007 eine Fortbildung mit dem Thema „Gewalt gegen behinderte Frauen“ besucht. Dabei haben beide effektive Vernetzungsarbeit geleistet und haben in Kooperation mit dem Frauennotruf einen AK gegründet, damit im Zusammenhang mit Gewalt gegen behinderte Frauen die Bedürfnisse behinderter Frauen bei der Notfallarbeit berücksichtigt werden können. Dabei ist der Frauennotruf sehr an einer Zusammenarbeit mit dem Netzwerk interessiert. Resultat dieses Arbeitskreises ist, dass ab Oktober/November 2009 in Kooperation mit dem Frauennotruf München 1x pro Monat in den Räumen des Netzwerkbüros eine Beratungsstunde für behinderte Frauen mit Gewalterfahrung stattfindet, da die Räumlichkeiten des Frauennotrufes München nicht barrierefrei zu erreichen sind. Somit haben nun auch Frauen mit Behinderung die Möglichkeit, kompetente Beratung wahrzunehmen (siehe Punkt 1).

Diverse Arbeitskreise

In den Jahren 2002/2004/2006 wurden folgende Arbeitsgruppen gegründet, die sich auch im Jahre 2010 regelmäßig getroffen haben und treffen:

  • AK „Plenumsvorbereitung“
  • AK „Erfahrungen mit Bürokratie“ (gegr. 2004)
  • AK „Persönliche Assistenz“
  • AK „Revolution“ (Kampagnen unter frauenspezifischen Gesichtspunkten zur UN-Konvention (BRK))
  • AK „Peer“ für Assistenznehmerinnen von Assistenznehmerinnen
  • AK „Buchpräsentation“

6. Projekte

Buchprojekt

Das Netzwerk bringt einen Bildband heraus, der einer breiten Öffentlichkeit mit einer gewissen Leichtigkeit vermitteln soll, dass Frauen mit Behinderung keine bemitleidenswerten Geschöpfe sind, sondern in allen Lebensbereichen wie Partnerschaft, Mutterschaft, Kultur, Ausbildung und Beruf etc. durchaus eine Rolle spielen können. Sonja Berthold, eine junge Frau, selbst behindert, konnte als Autorin für dieses Buch im Rahmen einer befristeten Stelle für ein Jahr (1.1.09 – 31.12.09) eingestellt werden. Wir haben zwölf interessante Frauen mit Behinderung (u.a. eine behinderte Sängerin, eine behinderte Mutter etc.), die als Protagonistinnen in Erscheinung treten, um anderen Frauen mit Behinderung Mut zu machen. Nina Ruge vermittelte uns den Fotografen Manfred Baumann für die Bildgestaltung, das Fotoshooting zu dem Bildband fand im Juni 2009 statt. Dieses Projekt wird vom Ministerium für Arbeit und Sozialordnung unterstützt, es hat eine Laufzeit von einem Jahr. Das Buchprojekt musste verlängert werden, da die Autorin Sonja Berthold schwer erkrankte und von daher immer wieder längere Auszeiten benötigte. Das Buch wird vorrausichtlich Ende 2010/Anfang 2011 fertig gestellt und hoffentlich im März bis Mai 2011 präsentiert werden können.

Projekt „Sexualität und Behinderung“

Das Netzwerk bot im Oktober 08 für Frauen mit Behinderung ab 18 Jahren ein Seminarwochenende in Tirol an, in dem man sich über Wünsche, Träume, Erfahrungen, Probleme und Ängste im Zusammenhang mit Sexualität und Behinderung reden und Erfahrungen austauschen konnte. Gefühle der Unsicherheit, Zweifel und geringes Selbstwertgefühl tauchen auf und werden durch die Körperbehinderung verstärkt. Frauen mit Behinderung sollte mit diesem Wochenende, das auch als Auftaktveranstaltung für dieses Projekt zu sehen ist, vermittelt werden, dass sie auch ein Recht auf Sexualität haben und welche Strategien sie haben bzw. erlernen können, um das eigene Selbstbewusstsein in diesem Zusammenhang zu stärken. Rosi Probst gründete dieses Projekt. Folge dieses Projektes ist ein Arbeitskreis, der in Gedenken an Rosi Probst „AK Rosi“ genannt wird und sich einmal pro Monat trifft. Leiterinnen des AK’s sind Tanja Miedl und Esther Hoffmann.

Filmprojekt „Hannah“

Der Film „Hannah“ von Yuval Tzafrir handelt vom Leben einer Frau mit Behinderung und möchte eine breite Öffentlichkeit sensibilisieren, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Wir halten diesen Film für wertvoll und geeignet, der breiten Öffentlichkeit zu zeigen, dass Frauen mit Behinderung ein selbstbestimmtes Leben – weg von der Fürsorge bzw. übertriebenen „Bemutterung“ – führen können und wollen und zudem keine geschlechtsneutralen Wesen sind, sondern trotz der spezifischen behinderungsbedingten Situationen ein ganz „normales“ Leben mit allen Höhen und Tiefen führen wollen und können. Von dem Film erhoffen wir uns, zu einem Umdenken und zur Bewusstseinsbildung beitragen zu können Deshalb unterstützen wir dieses Filmprojekt ideell und sind vom Erfolg dieses Films überzeugt.

7. Sonstige Tätigkeiten des Netzwerkes im Jahr 2010:

  • Vernetzung verschiedener Frauen und Einrichtungen
  • Kontaktaufnahme zu verschiedenen Einrichtungen
  • Vorbereitung des 10-jährigen Jubiläums der Netzwerkfrauen Bayern im Jahre 2010

München, den 16.03.2011

Ute Strittmatter M.A., Leiterin des Netzwerkbüros
Dipl.-Sozialpäd. (FH)