Cookies
Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu.
Ich kam 1947 in Bamberg auf die Welt und war schon als Jugendliche wegen einer spinalen Muskelatrophie auf den Rollstuhl angewiesen. Meine Schullaufbahn war wegen einer schlechten Lebensprognose nicht sehr geradlinig. Meine Familie lebte in einer Wohnung im ersten Stock ohne Aufzug und ich wuchs sehr isoliert auf. Doch mit achtzehn Jahren begann ich meine fehlende Schulbildung nachzuholen und machte dann eine Ausbildung zur staatlich anerkannten Übersetzerin für die englische Sprache und die französische Sprache. Es war für mich schwierig diese Ausbildung zu machen, weil ich so viel nachholen musste, aber ich schaffte es und ließ mich sogar bei Gericht beeidigen, damit ich freiberuflich Urkunden übersetzen konnte.
Damals musste ich gegen viele Barrieren und Vorurteile kämpfen und suchte ganz bewusst Kontakte zu behinderten Studierenden, damit wir uns gemeinsam für bessere Lebensbedingungen für behinderte Frauen und Männer einsetzen konnten.
Seit dieser Zeit bin ich in der politischen Behindertenbewegung örtlich und später dann überregional aktiv. Beruflich habe ich lange Jahre die Beratungsstelle des „Zentrum für Selbstbestimmtes Leben Behinderter e.V.“ (ZSL) in Erlangen geleitet. Ich bin Mitbegründerin zahlreicher Vereine behinderter Menschen, so z.B. auch der „Interessenvertretung selbstbestimmt Leben in Deutschland e.V.“(ISL), dem Dachverband der Zentren für selbstbestimmtes Leben. Aber ich habe auch den bundesweiten Dachverband der behinderten Frauen, „Weibernetz“ 1998 mitbegründet.
Aber für mich war es wichtig, dass wir in Bayern auch eine politische Selbstvertretung behinderter Frauen haben und ich habe mich für die Gründung eines bayerischen Netzwerkes behinderter Frauen eingesetzt, das behinderungsübergreifend und frauenparteilich arbeitet.
Schon bald nachdem ich die Erlanger Behindertenbewegung mit begründet hatte, habe ich angefangen Gesprächskreise für behinderte Frauen zu organisieren, um behinderten Frauen Mut zu machen sich gegen überkommene Rollenklischees zu wehren. Auch wollte ich die mehrfache Diskriminierung behinderter Mädchen und Frauen öffentlich machen. Dieses Engagement beruht auf meiner eigenen Geschichte. Zu Hause waren wir vier Mädchen. Meine Mutter hatte sich immer einen Sohn gewünscht, aber nie bekommen. Stattdessen waren zwei ihrer Töchter muskelkrank. Es war in ihren Augen ein großer Makel nur Töchter zu haben und dann waren zwei auch noch behindert. Ich habe nie verstanden warum Mädchen weniger wert sein sollen als Jungen und warum behinderte Mädchen noch weniger wert sein sollen als nichtbehinderte Mädchen.
Ich musste dafür kämpfen eine Berufsausbildung machen zu dürfen. Aber einmal damit begonnen, war es kein Problem mehr und meine Eltern haben mich dann immer unterstützt. Aber natürlich bekamen nur die nichtbehinderten Töchter eine Mitgift und ich bekam den Satz zu hören, dass ich mir Männer aus dem Kopf schlagen soll. Aus diesem Grund habe ich mich immer besonders für die Belange behinderter Mädchen und Frauen eingesetzt.
International habe ich verschiedene Funktionen bei DPI, „Disabled Peoples´ International“, der Weltorganisation der Menschen mit Behinderung ausgeübt. So war ich z.B. Initiatorin europäischer Konferenzen behinderter Frauen. Auch nahm ich aktiv an den Verhandlungen der UNO zur Schaffung der „Konvention für die Rechte und die Würde behinderter Menschen“ in New York teil und habe dazu beigetragen den jetzigen Artikel 6 der Behindertenrechtskonvention „Frauen mit Behinderungen“ durchzusetzen.