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Tätigkeitsbericht des
Netzwerks von und für Frauen und Mädchen mit Behinderung in Bayern
Im Zeitraum vom 01.01.2024 bis 31.12.2024
2024 war ein Jahr des Wandels – und der Weiterentwicklung. Die Netzwerkfrauen Bayern stellten sich strukturellen Veränderungen ebenso wie gesellschaftlichen Herausforderungen und kamen darüber hinaus weiterhin ihren Kernaufgaben nach:
Frauen* und Mädchen* mit Behinderungen im Freistaat zu vernetzen und ihre Interessen gegenüber Politik und Gesellschaft zu vertreten.
Im Sommer wurde der Organisationsentwicklungsprozess der LAG Selbsthilfe e. V. abgeschlossen. Parallel arbeiteten wir uns weiter in das neue digitale Telefonsystem sowie in die Umstellung auf Microsoft 365 ein – ein laufender Prozess, der unsere Arbeitsweise nachhaltig verändert.
Wir Netzwerkfrauen nahmen all dies zum Anlass, im Herbst mit einer eigenen Klausur einen internen Weiterentwicklungsprozess zu beginnen. Dabei soll auch die 2023 stattgefundene Verkleinerung des Teams berücksichtigt werden.
Auch räumlich standen Veränderungen an: Der geplante Umzug der Geschäftsstelle wurde im Herbst konkret und für Februar 2025 vorbereitet.
Ein bedeutender Schritt für unser Netzwerk war der Start des Pilotprojekts „Bezirksteam Oberbayern“ – ein Modell zur Stärkung unseres Ehrenamts, in dessen Rahmen etwa erstmals Sprecherinnen berufen statt gewählt wurden.
Ein kreatives Highlight war das Fotoprojekt „Lebens(t)räume“, das im Rahmen von #SieInspiriertMich entstand und bereits in zwei Ausstellungen gezeigt wurde. Es bot Frauen aus dem Netzwerk Raum, eigene Botschaften künstlerisch sichtbar zu machen – mit großer Resonanz.
Auch im Hochschulkontext brachten wir unsere Perspektiven ein: durch einen Workshop zum Thema „Studieren als Frau* mit Behinderung“ an der LMU München sowie einen Beitrag zur Ringvorlesung „Inklusion und Teilhabe von Menschen mit Behinderungen – Impulse, Strategien und Visionen inklusiver Kommunal- und Regionalentwicklung“ an der HAWK Niedersachsen. Dort gaben wir Einblicke in die Lebenswelten von Frauen* und Mädchen* mit Behinderungen.
Auf Bundesebene pflegen wir weiterhin den engen Austausch mit unseren Partner:innen* – darunter Weibernetz e.V., das Bundes-Netzwerk der Frauen-Beauftragten in Einrichtungen – Starke.Frauen.Machen. e.V. oder die BAG Selbsthilfe e.V..
Noch ein Hinweis zur Sprache:
Wenn wir in diesem Bericht von Frauen* und Mädchen* sprechen meinen wir damit alle, die sich selbst als solche verstehen. Aus Gründen der Barrierefreiheit verzichten wir im folgenden Fließtext – außer bei Namen von Gruppierungen – jedoch auf Sonderzeichen wie den Genderstern. |
In diesem Bericht werfen wir einen detaillierten Blick auf all diese Entwicklungen – und mehr: auf unsere Öffentlichkeitsarbeit und Gremienarbeit auf kommunaler und Landesebene, die Weiterentwicklung unseres offenen Treffs für Münchnerinnen* mit Behinderungen sowie auf die Stärkung und Vernetzung der Frauen-Beauftragten in Einrichtungen der Behindertenhilfe im Freistaat und bundesweit.
Kernaufgaben und Ziele
Das Netzwerk von und für Frauen und Mädchen mit Behinderung in Bayern (kurz: die Netzwerkfrauen Bayern / die Netzwerkfrauen) engagiert sich seit seiner Gründung im Jahr 2000 für Selbstbestimmung, Teilhabe und Empowerment in Bayern.
Zentrales Ziel ist es, Frauen und Mädchen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen ein selbstbestimmtes und gleichberechtigtes Leben Freistaat zu ermöglichen. Dafür sollen gesellschaftliche und individuelle Voraussetzungen geschaffen werden.
Der offene Zusammenschluss dieser Frauen und Mädchen arbeitet hierfür mit Menschen, Gremien und Organisationen zusammen, die an ihren Themen interessiert sind, die Werte des Netzwerks teilen und seine Ziele unterstützen.
Das Netzwerk setzt sich aktiv für die Wahrung und Umsetzung der Menschenrechte und gegen Mehrfachdiskriminierungen ein, denen Mädchen und Frauen mit Behinderung nachweislich ausgesetzt sind – etwa aufgrund ihres Geschlechts und ihrer Behinderung, oft aber auch noch aufgrund weiterer Merkmale wie etwa ihrer Herkunft, sexuellen Orientierung oder Genderidentität.
Durch vielfältige Projekte, politische Arbeit, Beratung und Empowerment schafft das Netzwerk Räume der Begegnung, des Austauschs und der Weiterentwicklung. Es unterstützt Mädchen und Frauen dabei, ihre Identität zu finden und zu stärken – als Individuen, als Teil einer Gemeinschaft und als politische Akteurinnen.
Mitgliederzahl
Die Netzwerkfrauen Bayern verstehen sich als offener Zusammenschluss ohne feste Mitgliedschaft. Jedoch sind durch unsere Verteiler aktuell 222 stimmberechtigte Netzwerkfrauen, Interessierte, Unterstützer:innen und Kooperationspartner:innen des Netzwerks erfasst. (Im Vorjahr waren es 182.)
Trägerschaft
Die Geschäftsstelle des Netzwerks – das Netzwerkbüro – wird finanziert durch Mittel des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales (BStMAS).
Trägerin ist die Landesarbeitsgemeinschaft SELBSTHILFE von Menschen mit Behinderung und chronischer Erkrankung und ihrer Angehörigen in Bayern e.V. (kurz: LAG Selbsthilfe Bayern e. V., oder LAG S).
Struktur des Netzwerks
Im Netzwerk organisieren sich Frauen und Mädchen mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen, um sich gegenseitig zu stärken und gemeinsam besser gegen Benachteiligungen und Diskriminierungen wehren und davor schützen zu können. Dies soll durch einen intensiven Kontakt innerhalb des Netzwerks in Bayern erreicht werden.
Durch das aktuell laufende Pilotprojekt „Bezirksteam Oberbayern“ hat sich die Zusammensetzung des Netzwerk hinsichtlich der Rolle der Ehrenamtlichen etwas geändert.
Genauer ausgeführt werden diese Änderungen im Kapitel über das Bezirksteam Oberbayern.
Aktuell setzt sich das Netzwerk aus drei Säulen zusammen:
Das Plenum
Das Plenum umfasst alle an der Arbeit der Netzwerkfrauen Bayern interessierten und aktiven Frauen und Mädchen mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen mit Wohnsitz in Bayern.
Diese sogenannten Netzwerkfrauen sind stimmberechtigt und gestalten die Arbeit des Netzwerks aktiv mit.
Wichtigste Aufgaben des Plenums sind:
Zu diesem Zweck finden in der Regel zwei Plenumsveranstaltungen pro Jahr statt:
Als Gäste des Plenums können bei diesen Veranstaltungen auch an unserer Arbeit interessierte Menschen und Kooperationspartner teilnehmen.
Zwischen den Plenumssitzungen erhalten die Netzwerkfrauen regelmäßige Informationen über Infobriefe, den Blog, sowie weitere digitale Formate.
Ehrenamtlich Aktive & Sprecherinnen
Die ehrenamtlich Aktiven tragen die Arbeit der Netzwerkfrauen Bayern in die Fläche und engagieren sich in vielfältigen Bereichen.
Zum Beispiel können sie:
Sie arbeiten dabei stets in Abstimmung mit dem Netzwerkbüro.
Eine besondere Rolle spielen dabei die vom Netzwerk benannten Sprecherinnen:
Sie vertreten das Netzwerk in lokalen Gremien, Ausschüssen und Arbeitsgruppen, bringen ihre Expertise ein und sichern die politische Präsenz des Netzwerks auch auf kommunaler Ebene.
(Achtung: eine solche Vertretung im gesamten Freistaat muss erst aufgebaut werden! Ein erster Schritt hierfür ist das später beschriebene Projekt „Bezirksteam Oberbayern“.)
Ehrenamtlich aktive Netzwerkfrauen, insbesondere die Sprecherinnen, erstatten dem Plenum regelmäßig Bericht über ihre Tätigkeiten für das Netzwerk.
Das Netzwerkbüro
Das Netzwerkbüro ist die Geschäftsstelle der Netzwerkfrauen Bayern.
Das bedeutet, es:
Als Bindeglied zwischen Ehrenamt, Plenum und Trägerstruktur trägt das Büro maßgeblich zur Umsetzung der Netzwerkziele bei.
Es ist zudem übergreifend in politischen Gremien auf Landesebene aktiv und bringt die Stimmen, Perspektiven und Bedarfe von Frauen mit Behinderungen in gesellschaftliche Entscheidungsprozesse ein.
Die Fachstelle „Gewaltprävention“ vernetzt und berät alle, die an dem Thema Gewaltprävention arbeiten. Sie ist zudem eine Erstanlaufstelle für Frauen und Mädchen, die Gewalt erlebt haben.
Stellenbesetzung und Aufgabenverteilung des Netzwerkbüros
Das Netzwerkbüro als Geschäftsstelle der Netzwerkfrauen Bayern ist aktuell mit drei Teilzeitkräften besetzt, die bei der LAG SELBSTHILFE Bayern e. V. angestellten Teilzeitkräften sind.
Die Leitung des Netzwerkbüros hat zum 1.3.2017 die vormalige Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Sozialpädagogin Dunja Robin übernommen.
Neben der administrativen Leitung und Organisation der Geschäftsstelle vertritt Frau Robin das Netzwerkbüro auch nach außen hin, etwa in diversen Gremien und Arbeitskreisen, auf Tagungen und öffentlichen Veranstaltungen.
Seit 15.10.2017 ist die Stelle der Referentin für Öffentlichkeitsarbeit durch Karin Winklhofer nachbesetzt. Sie hat einen Studienabschluss in Kommunikationswissenschaft.
Frau Winklhofer ist verantwortlich für den komplexen und umfangreichen Themenbereich der Öffentlichkeitsarbeit, von der Pflege und Gestaltung der Webauftritte und der Pressearbeit bis hin zur Veranstaltungsplanung.
Zudem ist sie die stellvertretende Leiterin der Geschäftsstelle.
Seit 1.2.2018 hat das Netzwerkbüro mit Sozialpädagogin Frau Ummahan Gräsle eine Referentin für Gewaltprävention.
Als solche baut sie ein Präventions-, Unterstützungs- und Hilfsnetzwerk für Mädchen und Frauen mit Behinderungen aus, die innerhalb und außerhalb von Einrichtungen von Gewalt und Diskriminierung bedroht sind.
Zudem ist sie die zentrale Ansprechpartnerin für alle Fragen rund um das Thema „Frauenbeauftragte in Einrichtungen der Behindertenhilfe“.
Seit März 2021 leitet sie darüber hinaus den durch die Landeshauptstadt München finanzierten „Offenen Treff für Münchnerinnen*“.
Von 2007 bis 2023 wurde das Netzwerkbüroteam tatkräftig unterstützt durch zwei Mitarbeiterinnen einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen, die bei den Netzwerkfrauen einen Außenarbeitsplatz hatten und zuvor schon Praktika im Netzwerkbüro absolviert hatten.
Da aktuell nicht geplant ist, diese Stellen nachzubesetzen – vor allem, weil dafür keine ausreichenden Ressourcen zur Verfügung stehen – müssen deren Aufgaben aktuell entweder von den übrigen Mitarbeiterinnen übernommen werden oder können aktuell nicht wahrgenommen werden.
Beispiele für die Umverteilung von Aufgaben sind etwa die Verteilerpflege, die Pflege der Homepage und weiterer Webauftritte sowie viele organisatorische und praktische Aufgaben aus dem Büroalltag.
Einen genaueren Einblick in den Tätigkeitsumfang der ehemaligen Mitarbeiterinnen liefert der Tätigkeitsbericht 2023.
Diese Umverteilung bedeutet für die Mitarbeiterinnen eine deutlich spürbare Mehrbelastung.
Ein Beispiel für die notwendige Reduzierung der Aufgabenpalette unseres Netzwerks ist etwa der Wegfall der Peer-Beratung, die wir seit 2011 durch zertifizierte Peer-Beraterinnen angeboten hatten.
Das Team empfindet das Entfallen dieses wichtigen und lange etablierten Angebots als sehr bedauerlich, versucht jedoch nach Kräften, Ratsuchende an kompetente Stellen zu weiterzuvermitteln.
Zusammenarbeit mit dem Sprecherinnenrat der Netzwerkfrauen Bayern
Bis zur Umstrukturierung durch das Projekt „Bezirksteam Oberbayern“ arbeitete das Netzwerkbüro, entsprechend der Geschäftsordnung der Netzwerkfrauen Bayern, eng mit dem Sprecherinnenrat zusammen.
Um den Austausch und die Kooperation zu fördern, organisierte das Netzwerkbüro regelmäßige Teamsitzungen, die in der Regel einmal pro Monat und auf Wunsch der Sprecherinnen überwiegend digital über die Plattform Webex stattfanden.
Webex nutzen die Mitglieder auch über die Teamsitzungen hinaus für den schnellen und unkomplizierten Dialog. So können darüber jederzeit – ähnlich wie in einem Messenger – Fragen gestellt und zeitnah direkt beantwortet werden.
Durch die Einrichtung thematischer Bereiche, die Möglichkeit von Dateiuploads sowie Funktionen wie dem Anpinnen wichtiger Informationen können diese geteilt und übersichtlich archiviert werden.
Auch im Sprecherinnenrat waren die anhaltenden hohen Belastungen unter anderem durch die Zeit multipler Krisen vor und während des Berichtszeitraums deutlich zu spüren.
Die Auswirkungen waren vielseitig spürbar:
Zum Schutz der Gesundheit und infolge von Überlastung kam es vermehrt zu Rückzugstendenzen.
Es kam zu Einschränkungen durch die stark angestiegenen Lebenserhaltungskosten sowie hohe Preissteigerungen etwa bei der Mobilität.
Der Mangel an Assistenz- und Pflegepersonal erschwerte die Alltagsgestaltung erheblich und band viele Kräfte.
Hinzu kamen psychische Belastungen, etwa durch Sorgen um die Zukunft aufgrund des politischen Klimas, des Krieges auf dem europäischen Kontinent sowie der weltweiten Klima- und Umweltkrisen, dem anhaltenden Pflegenotstand in Deutschland, einer spürbaren Verschlechterung in der Versorgung mit Hilfsmitteln und mehr.
So kam es auch bei den Sprecherinnen immer wieder zu krankheits- oder persönlichkeitsbedingten Ausfällen. Es war deutlich spürbar, dass auch die seit vielen Jahren höchst engagierten Sprecherinnen am Ende ihrer Kraftreserven angekommen sind.
Ähnliche Belastungstendenzen zeigen sich auch im Haupt- und Ehrenamt sowie bei vielen Frauen unseres Netzwerks.
Dennoch unterstützten die Sprecherinnen das Netzwerk nach Kräften und vertraten es im Berichtszeitraum in verschiedenen Gremien und Arbeitskreisen, wie beispielsweise in den Behindertenbeiräten der Stadt München und des Landkreises München, und engagierten sich aktiv durch Vorträge und die Teilnahme an Veranstaltungen.
Dafür gilt ihnen der tiefste Dank der Netzwerkfrauen Bayern.
Sie halfen und helfen zudem mit beim Aufbau des Bezirksteams Oberbayern, das im Juni 2024 offiziell startete.
In diesem Zuge wurde der klassische „Sprecherinnenrat“, der sich vormals aus gewählten Sprecherinnen zusammengesetzt hatte, mit der Benennung der Sprecherinnen am 9. September aufgelöst.
Die einzelnen Sprecherinnen sind nun Mitglieder im „Projektteam des Bezirksteams Oberbayern“.
Suche nach neuen Räumlichkeiten
Durch das Wachstum der LAG Selbsthilfe Bayern e. V. – sowohl im Hinblick auf das Aufgabenspektrum als auch auf den Stellenplan – entstand ein erhöhter Bedarf an Büroflächen.
Daher hatte der Vorstand der LAG S im Frühjahr 2023 den Entschluss gefasst, sich aktiv nach neuen Räumlichkeiten umzusehen mit dem Ziel, möglichst im zweiten Quartal 2024 umzuziehen.
Dieser Zeitplan verzögerte sich jedoch. Ein Mietvertrag für neue Räumlichkeiten konnte im Herbst 2024 unterzeichnet werden, der Umzug wurde sodann für Anfang Februar 2025 geplant.
Diese anhaltende Ungewissheit und das ständige Warten auf Entscheidungen und neue Räumlichkeiten wirkten sich in vielerlei Hinsicht hemmend auf die Arbeit der Netzwerkfrauen aus.
So konnten verschiedene Anfragen, etwa nach Praktikumsplätzen im Netzwerkbüro oder Kooperationsprojekten in den Räumlichkeiten der Netzwerkfrauen oder LAG S aufgrund mangelnder Planungssicherheit nicht zugesagt werden.
Mitwirkung an der Organisationsentwicklung der LAG Selbsthilfe Bayern e. V.
Seit September 2023 befand sich die LAG Selbsthilfe Bayern e. V. in einem Prozess der Organisationsentwicklung.
Dunja Robin nahm an diesem Prozess für die Netzwerkfrauen Bayern teil.
Bereits bei der Auswahl der professionellen Begleitung und Moderation mit eingebunden.
Im Berichtszeitraum nahm Frau Robin hierzu an weiteren 5 Workshops teil.
Mit dem Termin am 8. Juli 2024 kam dieser Prozess zum Abschluss.
Die Beteiligung des Netzwerkbüros am Prozess der Organisationsentwicklung der LAG Selbsthilfe Bayern e. V. spiegelt das Engagement und den Beitrag der Netzwerkfrauen zur Stärkung der Selbstvertretung von Frauen und Mädchen mit Behinderung – auch innerhalb der Verbandsstrukturen – wider.
Dieser Prozess eröffnete Dialogräume, in denen wir die Bedeutung unserer Arbeit darlegen, unsere Strategien überdenken sowie unsere Position und unseren Beitrag innerhalb der LAG S sowie in der Gesellschaft festigen und weiterentwickeln können.
Klausur und Prozess der Weiterentwicklung der Netzwerkfrauen Bayern
Die vielen Umbrüche und Veränderungen der jüngeren Vergangenheit machten immer mehr deutlich, dass auch die Netzwerkfrauen sich dringend Zeit für einen eigenen Prozess der Innenschau, Neustrukturierung und Weiterentwicklung nehmen müssen.
Das Netzwerk hat wertvolle Ressourcen wie Mitarbeiterinnen und vertraute Räumlichkeiten verloren. Sicherlich werden auch die neuen Räumlichkeiten neue Möglichkeiten bieten, doch müssen hierzu erst Erfahrungen vor Ort gesammelt werden.
Indes wachsen die Anforderungen an unsere Arbeit weiter an:
Der dringend notwendige Ausbau unseres Ehrenamts ist ein langangelegtes Großprojekt.
Zudem braucht es dringend mehr Kapazitäten für die Öffentlichkeitsarbeit, um etwa auch Social Media effizienter zu nutzen.
Große Sorge bereiten zudem auch die wirtschaftliche Lage und politische Entwicklungen, die bereits jetzt erahnen lassen, dass intersektionale, feministische Arbeit in Zukunft noch wichtiger werden wird, die Ressourcen hierfür jedoch knapper und die Widerstände größer werden dürften.
Neue Ressourcen müssen erschlossen und Strategien entwickelt werden, damit die Netzwerkfrauen Bayern auch in Zukunft handlungsfähig bleiben und sich für ihre Zielgruppe stark machen können.
Auftakt hierfür war am 23. Oktober, an dem sich die Büromitarbeiterinnen zu einer ersten Klausurtagung trafen.
Dabei wurde beschlossen, sich für diesen wichtigen Prozess die nötige Zeit zu schaffen:
Die Zeit der wöchentlichen Büroteamsitzung soll zunächst, wenn es die Kapazitäten zulassen, 14-tägig, dann nach Bedarf für die Zukunftsplanung und Weiterentwicklung des Netzwerks genutzt werden.
Der erste dieser Termine fand am 28. November statt.
Suche nach einer neuen Schirmfrau
Im Frühjahr 2024 fand ein erster vertrauensvoller Austausch mit unserer langjährigen Schirmfrau Nina Ruge zur künftigen Amtsübergabe statt.
Sie bat darum, die Übergabe ihres Amtes gemeinsam vorzubereiten.
Grund hierfür sind persönliche Gründe, darunter vor allem, dass ihr Hauptwohnsitz ins Ausland verlegt wurde.
Als nächste Schritte informierte das Netzwerkbüro daher den Sprecherinnenrat und das Plenum. Außerdem wurde eine Umfrage erstellt, um auszuloten, welche Anforderungen die Netzwerkfrauen an eine neue Schirmfrau stellen. Diese soll Anfang 2025 verschickt werden.
Auf Basis dieser Rückmeldungen soll dann eine Nachfolgerin für Frau Ruge gefunden werden.
Nina Ruge ist seit 2004 für uns als äußerst engagierte Schirmfrau tätig.
Eine kleine Anekdote: Beim Umzug mussten kistenweise Infoflyer über unser Netzwerk entsorgt werden – da sie nun aufgrund der Adressänderung nicht mehr genutzt werden können. Natürlich schadet eine Modernisierung der Flyer auch nicht. Denn: Sie waren bereits 2004 gedruckt worden – ohne Kostenaufwand für unser Nertzwerk, dank Nina Ruge!
Natürlich waren sie stets sehr großzügig verteilt worden. Aber wir hatten so viele, dass noch nach über 20 Jahren reichlich übrig waren!
Dies ist nur ein sehr kleines Beispiel dafür, wie Frau Ruge unsere Arbeit über viele Jahre hinweg auf kluge und wirksame Weise unterstützt hat.
Unser allergrößter Dank gebührt ihr für so viele Jahre der großartigen Engagements und auch des klugen Feingefühls, das uns stets wertvolle Unterstützung ohne Überschattung oder Übergriffigkeit – ohne je in eine Form „wohlwollender Belagerung“ zu verfallen.
Tausend Dank dir, Nina! Auch dafür, dass du deine Unterstützung für die Übergabe des Staffelstabs angeboten hast. Und diese Übergabe überhaupt angeregt hast. Vermutlich genau zur rechten Zeit.
Du wirst immer ein strahlend leuchtender Stern am Firmament der Netzwerkfrauen Bayern bleiben – und ein Teil der Netzwerkfrauenfamilie und Community!
Start des Pilotprojekts „Bezirksteam Oberbayern“
Beim Herbstplenum 2021 beauftragten die Netzwerkfrauen die Einrichtung einer Arbeitsgruppe, um ein Konzept für ein neues, tragfähiges und zukunftsfähiges Ehrenamt zu entwickeln.
Beim Herbstplenum 2023 wurde das Ergebnis als erster Konzeptentwurf vorgestellt und vom Plenum als richtungsweisender Zukunftsplan beschlossen, der jedoch noch konkreter ausgearbeitet werden soll.
Am 18. März 2024 wurde er außerdem dem Vorstand der LAG SELBSTHILFE Bayern e. V. vorgestellt.
Er sieht vor, pro Regierungsbezirk ein „Bezirksteam“ aus Ehrenamtlichen aufzubauen, die sich vor Ort vernetzen und lokal arbeiten.
Berufene Sprecherinnen der Netzwerkfrauen Bayern übernehmen dabei die Interessensvertretung in lokalen Gremien.
Darüber hinaus können sich Ehrenamtliche auch projektbezogen einbringen oder die Geschäftsstelle bei bayernweiten Aufgaben unterstützen.
Koordiniert wird dies durch eine sogenannte „Zentrale“, die aus Haupt- und Ehrenamtlichen besteht und die Teams in ganz Bayern begleitet.
Um erste Praxiserfahrungen zu sammeln, wurde beim Frühjahrsplenum 2024 der Start des Pilotprojekts „Bezirksteam Oberbayern“ vorgeschlagen.
Bei einer Laufzeit von vorerst zwei Jahren soll dabei:
Bei den Plenumssitzungen soll das Projektteam jeweils vom aktuellen Stand berichten.
Beim Herbstplenum 2026 soll dann ein finaler Bericht vorgelegt werden und über die nächsten Schritte entschieden werden.
Das Plenum stimmte diesem Vorgehen zu.
Als erste Schritte im neuen Projekt wurde die Berufung der ersten Sprecherinnen für den Herbst 2024 vorbereitet und ein Leitfaden für Sprecherinnen entwickelt.
Die Sprecherinnen stellten sich und ihre entsprechenden Gremien dann beim Herbstplenum 2024 vor und sie wurden im Dezember offiziell berufen.
Gemeinsam mit der Geschäftsstelle werden sie 2025 das Projektteam bilden und die weiteren Projektziele umsetzen.
Plenumsveranstaltungen 2024
Das Frühjahrsplenum fand dieses Jahr am 15. Juni im digitalen Format über Webex statt.
Abzüglich der Büromitarbeiterinnen nahmen 10 Personen teil – 9 Netzwerkfrauen und ein Unterstützer des Netzwerks.
Zum Einstieg gab es einen Bericht über aktuelle Neuigkeiten aus dem Netzwerkbüro und der LAG S sowie einen Überblick und aktuellen Stand in Sachen „Neues Ehrenamt der Netzwerkfrauen Bayern“.
Kernthema des Plenums war sodann die Vorstellung und Abstimmung über den Start des Pilotprojekts „Bezirksteam Oberbayern“.
Mit der Einladung zum Plenum wurden den Netzwerkfrauen auch die Unterlagen für eine Fernabstimmung zugesandt.
Auf diesem Weg gingen weitere Stimmen ein.
Die Netzwerkfrauen stimmten mehrheitlich für das Pilotprojekt, wobei die Mitarbeiterinnen der Geschäftsstelle traditionell nicht an Abstimmungen teilnehmen.
Somit wurde das Projekt auf den Weg gebracht – ein wichtiger Schritt für die Stärkung und den Ausbau unseres Ehrenamts.
Am Ende der digitalen Sitzung wurden dann Themenwünsche für das Herbstplenum gesammelt.
Das Herbstplenum fand am 16. November 2024 statt. Von 13 angemeldeten Teilnehmerinnen nahmen 9 Netzwerkfrauen und ein Unterstützer teil – die Büromitarbeiterinnen nicht mitgerechnet.
Nach einem Bericht über Neues aus der dem Netzwerkbüro und der LAG S legten hier die Sprecherinnen ihren Tätigkeitsbericht vor.
Sodann stellten sich die Sprecherinnen gemäß dem im Frühjahrsplenum gestarteten Pilotprojekts und dem Konzept für das Neue Ehrenamt vor, um erstmalig nicht gewählt, sondern als Delegierte für ihre jeweiligen Gremien und Aufgaben berufen zu werden.
Die Netzwerkfrauen hatten sodann bis zum 7. Dezember Zeit, um gegen die Berufung einer Sprecherin begründet Veto einzulegen.
Es ist kein Veto eingegangen.
Somit konnten alle vorgestellten Sprecherinnen im Dezember berufen werden.
Nach dieser Vorstellung gab es einen kurzen Infovortrag über das bayerische Bedarfsermittlungsinstrument (BIBay).
Dieser Input wurde beim Frühjahrsplenum gewünscht.
Die Folien hatten die Kolleginnen aus der LAG S, darunter Elisa Berg, die Koordinatorin für barrierefreies Infomaterial zum BIBay, zur Verfügung gestellt. Dunja Robin hat den Vortrag gehalten.
Schließlich informierte das Netzwerkbüro noch über die Suche nach einer neuen Schirmfrau und Karin Winklhofer stellte den von ihr hierfür entwickelten Fragebogen vor und holte hierzu Feedback ein.
Am Ende wurden die Inhaltsblöcke für das Frühjahrsplenum 2025 gesammelt.
Bildband „Weibsbilder von Nebenan – Diagnose: 100% Frau“
Im Jahr 2011 brachten die Netzwerkfrauen, mit Unterstützung des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales, ein Buch heraus.
Untermalt durch viele Fotos und Bilder werden darin die Lebensgeschichten von 12 Frauen und Mädchen unterschiedlichsten Alters und unterschiedlichster Behinderungen erzählt.
Ziel dieses Projekts war es sichtbar zu machen, dass auch Frauen und Mädchen mit Behinderungen in unserer Gesellschaft eine aktive Rolle übernehmen und ihr Leben voller Träume, Kreativität und Mut selbstbestimmt gestalten.
Ende 2019 wurden 200 Bücher in der somit nun 3. Auflage nachgedruckt.
Der Bildband ist damit erstmals als Softcoverversion erhältlich.
Als Hörbuch und PDF findet er sich auf der Homepage der Netzwerkfrauen Bayern.
In diesem Jahr keine Austauschtreffen für Netzwerkfrauen und Unterstützer:innen des Netzwerks
Nach der Pandemie war der Wunsch nach persönlichen Begegnungen in analogen Räumen besonders groß. Seit 2021 boten die Netzwerkfrauen daher pro Jahr ein oder mehrere Treffen in gemütlichem Rahmen in Biergärten und ähnlichen Örtlichkeiten an.
Auch für 2024 war ein solches Treffen geplant, konnte jedoch aus Kapazitätsgründen nicht realisiert werden.
Fotoprojekt „Lebens(t)räume“ für #SieInspiriertMich2024
Am 11. Oktober 2023 nahm Karin Winklhofer an der Infoveranstaltung für #SieInspiriertMich 2024 teil, bei der das Konzept für die Veranstaltungsreihe des Kulturreferats München für 2024 vorgestellt wurde.
Anfang November 2023 reichten die Netzwerkfrauen ihren Projektantrag für ein Fotoprojekt in Kooperation mit siaf e. V. ein, welches von der Jury ausgewählt wurde und somit eine finanzielle Förderung erhält.
In der Kurzbeschreibung dieses Projekts im Antrag wird es wie folgt beschrieben:
„Durch einen Rückblick auf Bilder einer Ausstellung vor 25 Jahren, zum Thema Frauen mit Behinderung in der Gesellschaft und im öffentlichen Raum, sollen die Themen und Bedarfe/Diskriminierungen neu aufgegriffen + in inszenierten Bildern aktuell bearbeitet werden.
Ziel ist es die Veränderungen im Bereich Inklusion aufzuzeigen. Es soll so eine Auseinandersetzung mit dem Alltagsleben von Frauen mit Behinderung früher und heute ermöglicht werden und ein Blick auf heutige Wünsche, Träume und Handlungsbedarfe.“
Die Umsetzung des Fotoprojektes nahm im Januar 2024 Fahrt auf. Das von der Kooperationspartnerin siaf e. V. betriebene Café Glanz wurde als Raum für das Fotoshooting gewählt.
Außerdem konnten zwei Fotografinnen für das Projekt gewonnen werden, die selbst Frauen mit Behinderungen sind und somit einen dem Thema angemessenen Blick mitbringen. Unter den Netzwerkfrauen Bayern, aber auch durch Kontakte von siaf e.V./alfabeta fanden sich Frauen und Mädchen, die für die verschiedenen Themen Modell stehen wollten.
Für den Fototermin, der am 10.02.2024 stattfand, wurde das Café Glanz mit Hilfe von ehrenamtlichen Helfern zum Fotostudio umgestaltet.
Einige Motive wurden im Freien, an unterschiedlichen Orten in München, fotografiert.
Nach der Durchsicht und Bearbeitung wurden 16 Bilder auf Alu-Dibond ausbelichtet.
Der erste Ausstellungsort war der Nachbarschaftstreff des Kinderbundes in Freiham. Diese Örtlichkeit und Kooperation ist von besonderer Bedeutung, da die Straße nach Ute Strittmatter, der ersten und langjährigen Leiterin des Netzwerkbüros, benannt wurde.
Die Vernissage fand am 19.03.2024 statt und die Bilder konnten bis zur Finissage am 19.04.2024 kostenfrei besichtigt werden.
Zusätzlich zu den neuen Bildern aus dem Projekt „Lebens(T)räume“ wurden auch Teile der vor über 25 Jahren entstandenen Ausstellung „Emotionen“ gezeigt. So konnte ein Bogen gespannt werden vom damaligen Selbstbild von Frauen mit Behinderung, zu deren heutiger Situation und den aktuellen Themen rund um das Frausein mit Behinderung.
Diese Konstellation wurde 2024 ein weiteres Mal in den Kuben im Kreisverwaltungsreferat Ruppertstraße ausgestellt. Nach ersten Gesprächen im September fand die Vernissage dann am 10.12.2024 statt.
Dort waren die Bilder bis zum 28.02.2025 ebenfalls kostenfrei zu sehen.
Seit 1. Februar 2018 ist im Netzwerkbüro die Fachstelle für Gewaltprävention angesiedelt, geleitet von Frau Ummahan Gräsle.
Im Rahmen ihrer Arbeit als Fachreferentin für Gewaltprävention hat sie sich 2024 folgender Aufgaben angenommen:
Vernetzungstreffen für Frauenbeauftragte in Einrichtungen in Bayern:
Auf Wunsch der Frauenbeauftragen bietet Frau Gräsle ein bis zwei bayernweite Vernetzungstreffen pro Jahr an.
2024 hatte sie am 14. Juni und am 25. Oktober dazu eingeladen.
Insgesamt hatten 35 Frauenbeauftragte bzw. ihre Stellvertreterinnen aus 19 Einrichtungen teilgenommen.
Am Treffen im Herbst nahmen lediglich vier Frauenbeauftragte aus verschiedenen Einrichtungen teil.
Die Realisierung von Vernetzungstreffen hängt für die Frauenbeauftragten stark von dem individuellen Unterstützungsbedarf ab. Nur wenige können bspw. ohne Unterstützung an digitalen Treffen teilnehmen.
Die Arbeitsstunden der Unterstützerinnen von Frauenbeauftragten sind begrenzt.
Je größer das Angebot für Vernetzungstreffen z.B. mit dem Bundesverband der Frauenbeauftragten, oder Austauschtreffen mit Beratungsstellen, desto weniger bleibt Kapazität für ein zweites bayernweites Treffen übrig.
Mit folgenden Themen haben sich die Frauenbeauftragten in diesem Jahr besonders beschäftigt:
Das Fortbildungsangebot obliegt vor allem den Fortbildungsinstituten.
Gerade der Grundkurs würde nur zu Beginn einer regulären Amtszeit angeboten.
Für Nachrückerinnen bleibt das Angebot somit bis zur nächsten offiziellen Wahl der Frauenbeauftragten aus. Aber auch vertiefende Weiterbildungsmöglichkeiten werden nur in größeren Abständen angeboten. Ist der Termin für die Frauenbeauftragten nicht realisierbar, so müssen sie ein weiteres Jahr aussetzen.
Auf diese Weise können die Frauenbeauftragten ihre Arbeit nur bedingt ausführen. Der Mangel an solider Schulung führt oft bereits nach kurzer Zeit zur Überforderung, was zur Niederlegung des Amtes führen kann!
Besuch der Frauenbeauftragten in ihrer Werkstatt und Ansprechpartnerin bei Fragen:
Auf Wunsch der Frauenbeauftragten und im Rahmen der Möglichkeiten besucht die Referentin für Gewaltprävention die Frauenbeauftragten vor Ort. Die Nachfrage an diesem Angebot ist sehr groß. Auf Grund fehlender Kapazitäten können jedoch maximal zwei bis drei Besuche pro Jahr realisiert werden. 2024 fand ein solcher Besuch statt.
Darüber hinaus steht Frau Gräsle den Frauenbeauftragten aber das ganze Jahr über telefonisch, digital oder per e-Mail zur Verfügung, um Fragen zu ihren Aufgaben, Rechten und Pflichten zu beantworten und sie so bei der Ausübung ihres Amts zu unterstützen.
Austausch 4 Bundesländer:
Zum Austausch und zur gegenseitigen Unterstützung treffen sich Fachkräfte aus Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Sachsen und Bayern ca. einmal im Monat online. An diesem Treffen nimmt die jeweilige Landesvertreterin der Frauenbeauftragten teil. Ihre Forderungen, Wünsche und Ideen, stehen dabei im Mittelpunkt.
2024 fanden 6 solcher Austauschtreffen statt, an denen auch Frau Gräsle teilnahm.
Bundesverband der Frauenbeauftragten:
Der Bundesverband der Frauenbeauftragten organisiert regelmäßig Vernetzungstreffen für die Landesvertretungen. Auf Wunsch der Frauenbeauftragten in Bayern, nimmt auch die Referentin an den Treffen teil.
Beratung von gewaltbetroffenen Frauen:
Frau Gräsle steht Mädchen und Frauen mit Behinderungen, die selbst Gewalt erfahren haben oder sich über das Thema informieren möchten als Erstanlaufstelle zur Verfügung. Das heißt, sie spricht mit ihnen über ihre Themen und hilft bei Bedarf, indem sie sie an passende Stellen weitervermittelt. Dieses Beratungsangebot wird bayernweit gut angenommen – im Berichtszeitraum fanden ca. 50 Beratungen statt.
Bei telefonischer oder digitaler Beratung, wurde der Wohnort oft nicht mitgeteilt. Immer häufiger landen jedoch auch Beratungsanfragen aus anderen Bundesländern in der Fachstelle.
Dies liegt zum einen daran, dass die Referentin bzw. die die Fachstelle für Gewaltprävention im Netzwerk, auch über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist. Zum anderen finden die Frauen und Mädchen mit Behinderungen wenig oder keine vergleichbaren Angebote.
Für sie ist der direkte Weg zur Frauenhilfe oft noch eine zu große Hürde.
Meist wünschen sich die Frauen ein offenes Ohr für jene Sorgen und Probleme, die an anderer Stelle eher auf Ablehnung stoßen, oder weil ihre Lebenssituation wenig Spielraum für Veränderungen zu lässt.
Einer Frau, die ebenfalls mit einer Behinderung lebt und sich daher oft besser in ihre Lebenssituationen einfühlen kann, wird dabei oft mehr Vertrauen entgegengebracht.
Vernetzung der Frauenhilfe und Behindertenhilfe
Frau Gräsle steht auch Fachkräften aus Einrichtungen der Behindertenhilfe sowie des Frauenhilfesystems beratend und als Netzwerkerin zur Seite.
Zudem ist sie Mitglied in verschiedenen Runden Tischen und Arbeitsgruppen und kann auch hier vernetzend tätig werden.
Frau Gräsle leitet auch den Offenen Treff für Münchnerinnen* mit Behinderung.
Hier haben Frauen und Mädchen mit Behinderungen jeden Dienstag Raum für Begegnung, Austausch und Empowerment zu ihren Themen.
Für diese Tätigkeit verfügt Frau Gräsle über eine zweiten Teilzeitstelle. Diese wird –wie das gesamte Angebot – finanziert wird von der Landeshauptstadt München.
Die Treffen finden im Café Glanz statt, in freundlicher Kooperation mit siaf e. V..
Hintergrund
Im April 2019 hatte der Münchner Stadtrat einstimmig den 2. Aktionsplan zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention beschlossen.
In Maßnahme 30 aus dem Handlungsfeld 6: „Recht, Freiheit und Schutz“ sind vier Säulen benannt, um das Frauenhilfesystem auszubauen und den Zugang zu Hilfsangeboten für Mädchen und Frauen mit Behinderungen nachhaltig zu verbessern:
Die Netzwerkfrauen Bayern waren von Beginn an beteiligt an der konzeptionellen Entwicklung. Dabei konnten sie ihre Expertise in alle vier Säulen mit einbringen, naturgemäß aber vor allem in die Peer-to-Peer-Beratung, angebunden an einen offenen Treff für Frauen mit Behinderungen.
Das Netzwerk bewarb sich im Frühjahr 2020 auf die hierfür ausgeschriebene Maßnahme „Offener Frauentreff” und wurde ausgewählt, die Maßnahme in Kooperation mit siaf e. V., der unter anderem die Räumlichkeiten bereitstellt, durchzuführen.
Regelmäßige Treffen:
Seit März 2021 wird nun dienstagabends der Offene Treff in den Räumen des Café Glanz angeboten.
Es bietet den Teilnehmerinnen einen gemütlichen Rahmen zum Austausch über Themen, die ihnen wichtig sind. Des Weiteren informiert Frau Gräsle in diesem Rahmen die Teilnehmerinnen über ihre Rechte und die Angebote der Stadt in Bezug auf Gewaltprävention, Schutz und Hilfe für Frauen, die Gewalt erleben mussten und gibt ihnen praktische Tipps, was sie selbst für sich tun können, um sich vor Gewalt zu schützen. Damit dient das Angebot auch dem Empowerment der Teilnehmerinnen.
Nach einem schwierigen Start inmitten der Covid-19 Pandemie wird das Angebot wird mittlerweile gut angenommen. Der Kreis regelmäßiger Teilnehmerinnen wächst beständig.
Obwohl das Café Glanz aufgrund eines Wasserschadens und Renovierungsarbeiten im Sommer einige Zeit nicht genutzt werden konnte, fanden 2024 über 30 Treffen statt, an denen jeweils zwischen 3 bis 13 Frauen teilnahmen.
Die Frauen wählen dabei die Themen, mit denen Sie sich im Rahmen dieser Treffen beschäftigen wollen.
Diese waren auch 2024 vielfältig:
Als Jahresthema hatten die Frauen das Thema „barrierefreies und inklusives Wohnen“ gewählt, zu dem sie sich in mehreren Sitzungen austauschten.
Darüber hinaus wirkten unter anderem kreativ mit am Fotoprojekt „Lebens(t)räume“ und besuchten die Ausstellung in Freiham, bastelten Plakate für eine Demo des Münchner Behindertenbeirats, besuchten die Infobörse für Frauen aus aller Welt und lernten bei einem inklusiven Tanzabend die Power.of.Life-Technik kennen.
Zudem tauschten sie sich aus zu Themen wie den 3. Aktionsplan der Landeshauptstadt zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention, den Auswirkungen des Rechtsrucks in der Gesellschaft, Gewalt in Einrichtungen der Behindertenhilfe und Schutz vor Diskriminierung und Ausgrenzung.
Sie brachten sich auch aktiv mit ein in die Weiterentwicklung des Angebots – insbesondere für die Zielgruppe „Mädchen und junge Frauen“.
Einzelgespräche und Erstberatung:
Neben der Organisation und Durchführung der einzelnen Treffen bietet Frau Gräsle im Rahmen des Offenen Treffs außerdem Einzelgespräche und Erstberatung bei Gewalt- und Diskriminierungserfahrungen an.
Sie nutzt hierbei das Vertrauensverhältnis, das durch den Offenen Treff bereits zu den Frauen besteht, sowie ihre gute Vernetzung in der Trägerlandschaft in München, um die Frauen an für sie geeignete Stellen weiterzuvermitteln und bei schwierigen Konstellationen weiterhin beratend zur Seite zu stehen.
Dieses Angebot wurde im Berichtzeitraum 45 Mal angenommen.
Vernetzung und Austausch mit städtischen Trägern und deren Angeboten:
Frau Gräsle leistet durch ihre Mitwirkung und Vernetzungsarbeit einen Beitrag zur besseren Vernetzung und zur Weiterentwicklung der städtischen Träger und ihrer Angebote für die Zielgruppe der Mädchen und Frauen mit Behinderungen.
So ist sie etwa, zusammen mit Frau Robin, Mitglied der Unterarbeitsgruppe “Gewalt gegen Frauen und Mädchen mit Behinderungen” des Facharbeitskreises “Frauen” des Münchner Behindertenbeirats.
Diese entwickelte unter anderem eine Broschüre und Info-Karten, die einen Überblick über Hilfsangebote für Opfer von Gewalt geben.
Sie stehen auf der Homepage der Netzwerkfrauen als barrierefreie PDF zum Download zur Verfügung: www.netzwerkfrauen-bayern.de/angebote-in-muenchen.
Insgesamt besteht eine enge und kontinuierliche Zusammenarbeit und Vernetzung mit dem Münchner Behindertenbeirat, dem Koordinierungsbüro für die Umsetzung der UN-BRK, der Gleichstellungsstelle für Frauen sowie mit den Trägerinnen der Münchner Angebote.
Um die Bedarfe der Mädchen und jungen Frauen noch besser zu verstehen, nimmt die Frau Gräsle regelmäßig an den Sitzungen des Arbeitskreises „Mädchen*, die Behindert“ werden des Münchener Fachforums für Mädchen*arbeit teil.
Frau Robin nimmt für den Offenen Treff zudem regelmäßig am Arbeitskreis geschlechts-, gewalt- und zielgruppenspezifische Projekte bei S-II-KJF/J des Sozialreferats / Stadtjugendamtes der Landeshauptstadt München teil und steht in regelmäßigem Austausch mit dem Stadtjugendamt.
Weiterentwicklung der Angebote und Erfahrungen aus der Praxis:
Unter Einbezug des Austauschs mit den Teilnehmerinnen des Offenen Treffs und den Fachkräften der städtischen Träger wird das Angebot von Frau Gräsle stetig weiterentwickelt.
So wurde etwa die Zeit, in der das Angebot stattfindet, auf die Bedürfnisse der Frauen angepasst und ein besonderes Konzept für Mädchen und junge Frauen entwickelt, das 2025 erprobt werden soll.
Praxiserfahrungen zeigen, dass es mittlerweile zwar ein großes Bemühen gibt, Hilfsangebote auch für Frauen und Mädchen mit Behinderungen zugänglich zu machen und auf ihre speziellen Bedürfnisse anzupassen. Die Hürden, an denen es am Ende scheitert, liegen dann aber oft in den gesellschaftlichen Strukturen, in die sie eingebettet sind – etwa einer nicht ausreichendend barrierefreien Verkehrsinfrastruktur, dem Mangel an Begleitung und Assistenz oder durch Einrichtungen vorgegebene Rahmenstrukturen in der Tagesgestaltung. Zudem berichteten die Teilnehmerinnen des Offenen Treffs vermehrt von Diskriminierungserfahrungen bei der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel.
Daran müssen wir als Gesellschaft dringend noch arbeiten!
Umso mehr freut die Netzwerkfrauen aber beispielsweise das große Engagement unserer Kooperationspartnerin siaf, das Café Glanz im Rahmen ihrer Renovierungsarbeiten noch barrierefreier und zugänglicher zu gestalten.
Wir danken siaf an dieser Stelle auch für die stets hervorragende Zusammenarbeit und die wertvollen Beiträge zum Gelingen Angebots „Offener Treff“.
Einen tieferen Einblick in bietet der Jahresbericht 2024 des Offenen Treffs.
Pflege und Weiterentwicklung des Webauftritts
Da das Netzwerk bayernweit tätig ist, ist eine professionell gestaltete, barrierefreie Website für die kontinuierliche Vernetzung und die Öffentlichkeitsarbeit unerlässlich:
Sie steigert den Bekanntheitsgrad der Netzwerkfrauen Bayern und ihrer Angebote. Zudem ist sie ein niedrigschwelliges Informations- und Kommunikationsangebot für Frauen und Mädchen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen sowie für alle an unseren Themen interessierten Fachkräften und weiteren Personen.
Dabei muss ein solcher Auftritt regelmäßig gepflegt, aktualisiert und überarbeitet sowie administriert werden. Dies bedeutet unter anderem regelmäßige Absprachen mit diversen Dienstleistern und koordinierte Arbeiten im Backend.
So musste in diesem Jahr das Captcha für die Anmeldung neu gestaltet werden, um eine barrierefreie Anmeldung zum Newsletter möglich zu machen. Dafür waren umfangreiche Arbeiten und Absprachen, nebst dem Wechsel zu einem neuen Newsletter-Anbieter nötig.
Durch das Ausscheiden von Marion Stangl stellen uns solche Aufgaben vor neue Herausforderungen, denn Karin Winklhofer übernimmt diese Aufgaben nun größtenteils alleine.
Ein wichtiges Kommunikationsmedium stellt zudem der auf der Homepage eingebundene Blog der Netzwerkfrauen Bayern dar. Hier informiert das Netzwerk über seine Tätigkeiten und teilt weitere interessante Informationen.
Eine der beliebtesten Rubriken im Blog war der immer freitags gepostete Wochenrückblick, in dem das Netzwerkbüro zeitnah über seine Aktivitäten berichtete. Aufgrund der Personalengpässe ist dies aktuell leider nicht mehr leistbar.
Auch die Bedeutung der sozialen Netzwerke ist in unserer Zeit nicht zu unterschätzen.
Seit 2011 pflegt die Geschäftsstelle daher eine Facebookseite für die Netzwerkfrauen.
Diese wird vor allem genutzt, um Informationen schnell zu streuen und zu teilen.
Der Facebookseite folgten zum Ende des Berichtszeitraums 587 Personen. Damit ist die Zahl der Follower im Vergleich zum Vorjahr (585 Follower) stabil geblieben.
Wichtig wäre auch eine Sichtbarkeit und Aktivität auf anderen Social Media Plattformen wie beispielsweise Instagram, Bluesky, TikTok und YouTube. Auch dies ist aber aktuell aus Ressourcengründen nicht realisierbar.
Neue Flyer für „Mitmacherinnen“
Nachdem die Flyer für betroffene Frauen nach nunmehr rund 20 Jahren nicht mehr aktuell sind, wurde eine Neugestaltung in Angriff genommen. Inhalt und Design werden den heutigen Bedarfen und Themen von Frauen mit Behinderung angepasst.
Beitrag für SeKo-Podcast „Gesundheitsheldinnen“
Die SeKo Bayern leistet als Netzwerkstelle zur landesweiten Unterstützung der Selbsthilfe im Gesundheits- und Sozialbereich wertvolle Arbeit. „SeKo“ steht für „Selbsthilfe-Koordination“.
Im Rahmen der Podcastreihe „seko on air – Gesundheitsheldinnen“ konnte Dunja Robin die Arbeit der Netzwerkfrauen Bayern im Gespräch mit Irena Težak vorstellen.
Die Folge ist seit dem 12.09.2024 auf der Podkastseite der SeKo zu hören und nachzulesen.
Durch dieses Gespräch kam auch ein guter und nachhaltiger Austausch mit den SeKo-Mitarbeiterinnen zustande. Eine weitere Folge über die Netzwerkfrauen Bayern ist bereits für 2025 geplant.
Die Netzwerkfrauen Bayern sind in vielen landesweiten und kommunalen Gremien vertreten und können so die Interessen von Frauen und Mädchen mit Behinderungen dort mit einbringen, wo unsere Gesellschaft aktiv gestaltet wird.
Bayerischer Landesbehindertenrat
Seit 2004 hat das Netzwerk von und für Frauen und Mädchen mit Behinderung einen Sitz im Landesbehindertenrat. Seit 2017 ist Frau Robin die Delegierte für das Netzwerks. Als ihre Stellvertreterin war bis zu ihrem Ausscheiden aus dem Netzwerkbüro Frau Stangl benannt. Diese Stellvertreterinnenrolle wurde an Karin Winklhofer übergeben.
Der Bayerische Landesbehindertenrat unterstützt und berät die Staatsregierung
in allen Fragen der Behindertenpolitik.
Bayerischer Landesfrauenrat
Seit November 2007 ist das Netzwerk von und für Frauen und Mädchen mit Behinderung Mitglied im Bayerischen Landesfrauenrat. Delegierte für das Netzwerk sind seit 2017 Dunja Robin. Zum Jahresende 2019 übernahm dann Ummahan Gräsle die Aufgaben der stellvertretenden Delegierten.
Das vorrangige Ziel des Landesfrauenrates ist die Verbesserung der Situation der Frauen in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft. Er trägt zur öffentlichen Meinungsbildung bei, gibt Stellungnahmen und Empfehlungen an Organe der Legislative und Exekutive ab in allen Fragen, die die gesellschaftliche Situation der Frau betreffen und berät insbesondere die Frauenbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung.
Bayerischer Jugendring
Seit 2014 sind die Netzwerkfrauen Bayern vernetzt mit dem Bayerischen Jugendring.
Aufgrund der geringen personellen Ressourcen ist dafür jedoch aktuell keine Mitarbeiterin als Hauptverantwortliche benannt. Gerade die Mädchenarbeit erfordert eine eigene Fachlichkeit – diese kann derzeit jedoch nicht im notwendigen Maß abgedeckt werden.
Der Bayerische Jugendring ist die Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände und Jugendgruppen in Bayern. Mit seinen 103 Stadt-, Kreis- und Bezirksjugendringen ist er in ganz Bayern vertreten. Er setzt sich für die Interessen von Kindern und Jugendlichen in Bayern ein und vertritt mit den Mitteln der Jugendarbeit und -politik die Belange aller jungen Menschen im Freistaat.
Patientenvertretung, Patientennetzwerk Bayern und Ethikkommission für Präimplantationsdiagnostik
Dunja Robin ist seit 2017 freie Patientenvertreterin und übernimmt diese Aufgabe im Landesausschuss der Ärzte und Krankenkassen in Bayern (auch im erweiterten Landesausschuss) sowie in der Bayerischen Ethikkommission für Präimplantationsdiagnostik.
Seit 2020 wirkt Frau Gräsle in der Ethikkommission als Frau Robins Stellvertreterin mit.
Mit der Patientenbeteiligungsverordnung wurde 2003 der rechtliche Rahmen geschaffen für eine Selbstvertretung von Patient*innen und Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen in Bezug auf tragende Entscheidungen für das Gesundheitssystem.
Die Patientenvertreter*innen in Bayern haben sich 2004 zusammengeschlossen zum Patientennetzwerk Bayern (PNB). Dieses wird koordiniert durch die Koordinierungsstelle Patientenbeteiligung im Gesundheitsladen München.
Bayerische Stiftung für Kriegsopfer und Menschen mit Behinderung
Dunja Robin vertritt seit 2017 auch hier die Netzwerkfrauen Bayern als ordentlich berufenes Mitglied.
Ziel dieser Stiftung ist es, Kriegsopfer und Personen, die wie Kriegsopfer versorgt werden, zu unterstützen. Unterstützungsleistungen sind Zuwendungen und Darlehen.
Außerdem unterstützt die Stiftung Menschen mit chronischer Krankheit oder körperlicher, geistiger oder psychischer Behinderung. Unterstützungsleistungen sind medizinische, berufliche und soziale Förderung und Betreuung.
Bei diesem weiteren Stiftungsziel werden vor allem die Projekte von kleinen Selbsthilfegruppen bezuschusst. Die LAG Selbsthilfe Bayern als Dachorganisation der einzelnen Selbsthilfeverbände prüft diese Projekte und leitet die Anträge an die Stiftung weiter.
Münchner Fachforum für Mädchenarbeit
Seit 2015 wirkt das Netzwerkbüro aktiv im Fachforum mit. Dunja Robin und Ummahan Gräsle sind aktuell die offiziellen Delegierten des Netzwerks und Mitglieder des Arbeitskreises „Mädchen mit Behinderung“.
Diese findet in der Regel auch in den Räumlichkeiten des Netzwerks statt.
Das Münchner Fachforum für Mädchen*arbeit ist ein unabhängiges Fachgremium von interessierten Frauen*, die im Großraum München geschlechtsreflektierte, parteiliche Arbeit mit Mädchen* und jungen Frauen* durchführen.
Ziel des Fachforums ist es, die Lebenssituation von Mädchen* und jungen Frauen* in München zu verbessern durch die Weiterentwicklung der Mädchen*politischen Fachdiskussion, die Formulierung von fachpolitischen Forderungen und deren Durchsetzung auf Stadtebene.
Behindertenbeirat der Stadt München und des Landkreises München
Die Netzwerkfrauen engagieren sich sowohl im Behindertenbeirat der Landeshauptstadt München als auch dem des Landkreises München. Im Behindertenbeirat des Landkreises wird das Netzwerk aktuell durch die Sprecherin Susanne Kempa vertreten.
Im Behindertenbeirat der Stadt engagieren sich im für das Netzwerk Dunja Robin, Ummahan Gräsle, sowie die Sprecherinnen Lieve Leirs. Sie sind vor allem aktiv im Facharbeitskreis „Frauen“, den Lieve Leirs als erste Vorsitzende leitet.
Bei Abstimmungen des Behindertenbeirats der Landeshauptstadt München vertritt Dunja Robin die Netzwerkfrauen Bayern.
Münchener Stadtratskommission zur Gleichstellung von Frauen
Seit Juli 2018 sind Dunja Robin und Sprecherin Lieve Leirs über den Behindertenbeirat der Landeshauptstadt in die Stadtratskommission entsandt.
Im Juni 2023 konnten sie hier erstmals als stimmberechtigte Mitglieder bei der Wahl des Vorstands teilnehmen.
Zuvor hatten sie mit Gaststatus teilgenommen.
In der Stadtratskommission für Frauen setzen Frauen die Themen und geben Empfehlungen für die Kommunalpolitik. Ihre Empfehlungen muss der Stadtrat innerhalb von drei Monaten behandeln. Somit gibt sie Gleichstellungsthemen stadtweit Gewicht.
Die Geschäftsführung der Kommission übernimmt die Gleichstellungsstelle für Frauen.
AG Behinderung und Migration
Seit der Gründung der neuen Fachstelle für Gewaltprävention im Netzwerkbüro im Jahr 2018 ist Ummahan Gräsle ein festes Mitglied der Arbeitsgruppe Behinderung und Migration der Stadt München (BiMig), um den Themenkomplex Gewaltprävention und Hilfen bei Gewalt mit einzubringen.
Die BiMig befasst sich mit den komplexen Wechselwirkungen zwischen Behinderung und Migration.
AK GGZ des Münchner Stadtjugendamtes
Im Rahmen der Maßnahme „Offener Frauentreff“ nimmt Dunja Robin seit Frühjahr 2021 regelmäßig am Arbeitskreis geschlechts-, gewalt- und zielgruppenspezifische Projekte bei S-II-KJF/J (kurz: AK GGZ) des Sozialreferats / Stadtjugendamtes der Landeshauptstadt München teil.
Stadtbund Münchner Frauenverbände
Seit Dezember 2023 ist Karin Winklhofer Delegierte der Netzwerkfrauen Bayern im Stadtbund Münchener Frauenverbände. Seit Mai 2024 sind die Netzwerkfrauen Bayern vollwertiges Mitglied im Stadtbund Münchner Frauenverbände.
Im Stadtbund sind aktuell 70 Münchner Frauenorganisationen zusammengeschlossen und setzen sich gemeinsam für gleiche Chancen für Frauen in allen gesellschaftlichen Bereichen ein.
Ein Abschließendes Wort zur Gremienarbeit
Die Anzahl der Gremien, in denen die Netzwerkfrauen Bayern vertreten und aktiv sind ist im Laufe der Jahre immer mehr angestiegen.
Dies begrüßen wir sehr, denn wir erachten diese Arbeit als enorm wichtig:
Durch sie können die Perspektive, Expertise und die Bedarfe von Frauen und Mädchen mit Behinderungen genau dort eingebracht werden, wo Politik und Gesellschaft gestaltet werden.
Dennoch bringt dies aktuell aber auch ein Dilemma mit sich:
Die Gremienarbeit bindet viele Ressourcen die, verschärft durch den aktuellen Personalmangel im Netzwerkbüro, an anderer Stelle fehlen.
Eine der Aufgaben für die Zukunftsentwicklung unseres Netzwerks muss daher sein, hier eine möglichst gute Balance zu finden, die der Erfüllung der Ziele unseres Netzwerks dient.
Der aktuell angestrebte Ausbau unseres Ehrenamts könnte hierfür ein wichtiger Baustein sein.
Kooperationen, Mitgestaltung und Mitwirkung an externen Projekten sind ein fester Bestandteil der Arbeit der Netzwerkfrauen Bayern. Dabei bringen sie ihre Expertise in politische, wissenschaftliche und zivilgesellschaftliche Prozesse ein – stets mit dem Ziel, die Lebensrealitäten von Frauen und Mädchen mit Behinderungen sichtbar zu machen und zu verbessern.
Gynäkologische Ambulanzen für Frauen und Mädchen mit Behinderungen
Am 3. Juni 2024 überreichte Hubertus Heil, Bundesminister für Arbeit und Soziales, dem Gesundheitsreferat der Landeshauptstadt München den Bundesteilhabepreis. Für seine gynäkologische Sprechstunde für Frauen und Mädchen mit Mobilitätseinschränkungen und Mehrfachbehinderungen hatte es den 1. Platz des Bundesteilhabepreises 2023 erhalten.
Hierüber freuen sich auch die Netzwerkfrauen Bayern, die sich viele Jahre lang für dieses Angebot eingesetzt haben, sehr.
Doch so erfreulich die Auszeichnung ist – sie wirft auch ein Schlaglicht auf den Missstand, dass barrierefreier Zugang zum Gesundheitssystem für Frauen mit Behinderungen noch immer eine Ausnahme darstellt.
Die Netzwerkfrauen setzen sich seit ihren Gründungstagen für eben jenes Menschenrecht ein:
Mit der Eröffnung der ersten gynäkologischen Ambulanz für Frauen mit Behinderungen in der Amper-Klinik Dachau (später Helios-Klinik Dachau) am 14. November 2007 konnte das Netzwerk einen sehr großen Erfolg feiern. Bis dahin gab es für Frauen mit starken körperlichen Einschränkungen im Freistaat keine wirklich auf ihre Bedürfnisse spezialisierte gynäkologische Ambulanz. Viele der im Netzwerk organisierten Frauen hatten daher entweder überhaupt keine Frauenärzt:in oder mussten große Kompromisse eingehen, um fgrundlegende gynäkologische Vorsorge, Beratung und Behandlung überhaupt in Anspruch nehmen zu können.
Auf Initiative der Netzwerkfrauen Bayern und des ZSL Erlangen wurde im Juli 2009 eine weitere gynäkologische Ambulanz für behinderte Frauen eröffnet, angegliedert an die Frauenklinik des Uni-Klinikums Erlangen.
2019 musste jedoch die Ambulanz in Dachau ihre Tätigkeit einstellen – ein herber Rückschlag für die noch immer stark ausbauwürdige Versorgungssituation in Bayern.
Denn trotz der in der UN-Behindertenrechtskonvention verankerten Rechte sind Frauen mit Behinderungen auch im Bereich der gynäkologischen Versorgung noch immer unterversorgt, da bestehende Angebote für sie oft nicht zugänglich erreichbar und nutzbar sind oder ihnen nicht offenstehen.
Dies belegen etwa auch der 2019 veröffentlichte Abschlussbericht zum Vorhaben „Evaluation von Spezialambulanzen und gynäkologischen Sprechstundenangeboten zur gynäkologischen und geburtshilflichen Versorgung von Frauen mit Behinderung“ der Universität Bielefeld sowie der 2020 veröffentlichte Bericht „Gesundheitliche Lage der Frauen in Deutschland“ des Bundes, gemeinsam getragen vom Robert-Koch-Institut und dem Statistischen Bundesamt.
Umso wichtiger wurde der Beschluss des Münchner Stadtrats vom 24. August 2018: Hier wurde ein Modellprojekt der Landeshauptstadt München bewilligt, bei dem für zunächst 30 Monate eine Spezialsprechstunde für Frauen mit Mobilitätseinschränkungen angeboten werden sollte.
Die Gesamtkoordination dieses Projekts unterliegt dem Gesundheitsreferat der Stadt München. Die Netzwerkfrauen Bayern sind eine der Kooperationspartnerinnen des Projekts. In enger Zusammenarbeit mit dem Facharbeitskreis (kurz: FAK) „Frauen“ des Münchner Behindertenbeirats brachte das Netzwerk von Anfang an die Perspektive der Patientinnen in die Planung und Vorbereitung mit ein.
Die Sprechstunde konnte am 12. Oktober 2021 feierlich eröffnet werden. In den Räumen des Gesundheitsreferats der Stadt München wird diese Sprechstunde seitdem in der Regel immer mittwochs von verschiedenen Gynäkologinnen abwechselnd angeboten. Das Angebot ist ähnlich barrierefrei ausgelegt wie die bereits früher initiierten Ambulanzen. Zudem steht den Patientinnen auf Wunsch eine Pflegedienstmitarbeiterin zur Verfügung.
Beim Empfang anlässlich des zweijährigen Bestehens der gynäkologischen Sprechstunde für mobilitätseingeschränkte Frauen und Mädchen am 5. Dezember 2023 konnte das Gesundheitsreferat München nicht nur die Ergebnisse der Evaluation vorstellen, sondern zudem auf den Beschluss des Münchner Stadtrats vom 29. November 2023 verweisen:
Dort war beschlossen worden, das bestehende Angebot zu entfristen.
Die positive Evaluation und die Entfristung des Projekts stellen wichtige Schritte zur langfristigen Sicherung einer bedarfsgerechten Versorgung dar.
Die Netzwerkfrauen Bayern setzen sich auch weiterhin für ein flächendeckend barrierefreies Gesundheitssystem ein – so, wie es auch der Artikel 25 der UN Behindertenrechtskonvention vorschreibt.
Austausch zum Thema „Behindertensport und Gender“
Ende August, nach den Olympischen und Paralympischen Spielen in Paris, kam eine Vertreterin des Bündnis Frauenrechte Bayern auf die Netzwerkfrauen Bayern zu: Aufgrund der hitzigen Debatten zum Thema Gender im Sport wollte sie die Meinung der Netzwerkfrauen zum Thema in Bezug auf den Behindertensport erfahren.
Bei einem kurzen telefonischen Austausch wurde klar: beide Vereinigungen wünschen sich einen Raum für offenen, respektvollen Dialog zum Thema, wie Frauen und Mädchen mit Behinderungen im Sport gestärkt und vor Diskriminierungen und Gewalt geschützt werden können.
Dabei sind auch Themen wie Transgender und Intergeschlechtlichkeit zu berücksichtigen.
Aus Sicht der Netzwerkfrauen Bayern sehen wir grundsätzlich alle als Frauen und Mädchen an, die sich selbst so identifizieren.
Uns ist jedoch bewusst, dass es bei manchen Themen spezielle Angebote und geschützte Räume für einzelne Zielgruppen braucht.
Beispielsweise benötigen Mädchen oft andere Themenzugänge und Methoden als erwachsene Frauen.
Beim Thema Sport und hier vor allem Leistungssport fehlt den Netzwerkfrauen die Expertise, um abzuschätzen, ob und wo es hier zu unfairen Vorteilen für bestimmte Gruppen kommen könnte.
Keinesfalls heißen wir jedoch Angriffe auf einzelne Personen oder Personengruppen, Hass und Hetze gut.
Stattdessen setzen wir auf Aufklärung und Dialog für eine Gesellschaft, die allen Menschen gemäß den Menschenrechten gerecht wird.
Um uns dem für uns noch recht fremden Thema anzunähern, wurde für Anfang 2025 ein erstes Austauschgespräch zwischen dem Bündnis Frauenrechte Bayern, den Special Olympics Bayern e. V. und den Netzwerkfrauen Bayern geplant.
Workshop: „Barrieren brechen:
Frauen mit Behinderungen an der LMU stärken“
Am 17. Oktober bot die Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), einen vierstündigen Workshop zum Thema studieren als Frau mit Behinderung an.
Dieses Angebot war initiiert worden durch das Büro der Universitätsfrauenbeauftragten der LMU und in Kooperation mit der Beratungsstelle für Studierende mit Beeinträchtigungen der LMU und den Netzwerkfrauen Bayern entwickelt und durchgeführt worden.
Es richtete sich an Studierende und Beschäftigte der LMU mit und ohne Behinderungen.
Als Auftakt bot eine Mitarbeiterin der Beratungsstelle für Studierende mit Beeinträchtigung eine Universitätsbegehung zur Überprüfung der Barrierefreiheit.
Anschließend stellten Dunja Robin und Ummahan Gräsle sich selbst, ihre Erfahrungen im Studium und die Netzwerkfrauen Bayern vor und führten ins Thema „Lebenswelt von Studentinnen* mit Behinderung“ ein.
Danach lernten die Teilnehmerinnen die Anlaufstellen an der LMU und unterstützende Tools kennen.
Bei einem anschließenden Erfahrungsaustausch und einer Gruppenarbeit wurden kreative Strategien entwickelt, um Studentinnen mit Behinderungen zu stärken.
Das Büro der Universitätsfrauenbeauftragten, verfasste im Nachgang einen Gastbeitrag für die Frauenstudien / Gender Studies der LMU über den Workshop, der 2025 publiziert werden soll.
Beitrag zur Ringvorlesung der HAWK
Im Wintersemester 2024/25 bietet die Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen (HAWK) in Niedersachsen eine öffentliche Ringvorlesung mit Livestream zum Thema „Inklusion und Teilhabe von Menschen mit Behinderungen – Impulse, Strategien und Visionen inklusiver Kommunal- und Regionalentwicklung“ an.
In diesem Rahmen war für den 28.11.2024 Dunja Robin als Referentin zum Thema „Lebenswelten, Teilhabe und Bedarfe von Frauen und Mädchen mit Behinderungen in der Stadt*“ engagiert worden.
Nach einer Vorstellung der Netzwerkfrauen Bayern und weiterer Interessensvertretungen von und für Frauen* und Mädchen* mit Behinderungen in Deutschland ging sie bei ihrem Vortrag auf einige der wichtigsten Themenfelder ein:
Für jedes Themenfeld wurde zunächst die gesetzliche Grundlage und der aktuelle Stand dargestellt.
Dann wurden Best Practice Beispiele aus dem Erfahrungsraum der Netzwerkfrauen Bayern vorgestellt, die aufzeigen, was auf lokaler und kommunaler Ebene getan werden kann, um die UN-Behindertenrechtskonvention gelebte Realität werden zu lassen.
Bei einer regen Diskussion im Nachgang entwickelte sich ein ermutigender und inspirierender Austausch.
2025 soll aus den Beiträgen zur Ringvorlesung ein Sammelband entwickelt werden, auf dessen Veröffentlichung sich die Netzwerkfrauen Bayern bereits sehr freuen.
Zum Jahresende wurde es weltpolitisch sehr turbulent: Am 5. November wurde in Amerika Donald Trump erneut zum Präsidenten gewählt, tags darauf wurde klar, dass sich die „Ampel-Koalition“ in Deutschland auflösen würde.
Am 27. Dezember löste Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den 20. Deutschen Bundestag auf und verkündete eine Neuwahl für den 23. Februar 2025.
Viele Frauen und Mädchen mit Behinderungen, mit denen wir aktuell sprechen, machen sich große Sorgen über den spürbaren Rechtsruck der Bevölkerung und der Politik, die Versuche der Einflussnahme von außen durch Personen wie Elon Musk, Bots und Fakenews sowie den Krieg auf dem Europäischen Kontinent.
Sie erleben zunehmend Anfeindungen oder machen diskriminierende Erfahrung.
Hinzu kommen die bereits weiter oben ausgeführten Sorgen über Dinge wie den Pflegekräftemangel, steigende Kosten für die Lebenserhaltung und Mobilität bei „leeren Kassen“ auf allen Ebenen, Schwierigkeiten bei der Hilfsmittelversorgung und die noch immer mangelnde Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention, wie auch der UN-Fachausschuss für die Rechte von Menschen mit Behinderungen in seinen Abschließenden Bemerkungen zur Staatenprüfung Deutschlands im Oktober 2023 deutlich gemacht hat. (Vereinte Nationen, Oktober 2023).
Gerade jetzt braucht es daher noch dringender als in vergangenen Jahren:
starke Interessenvertretung, gute Vernetzung, klare Informationen, Empowerment und verlässliche Mutmacherinnen für Frauen und Mädchen mit Behinderungen.
Diesen Aufgaben wollen wir uns 2025 mit aller Kraft widmen.
Zum Beispiel durch
Darüber hinaus freuen wir uns aber auch auf unser Jubiläumsjahr 2025, in dem wir auf 25 Jahre Netzwerkfrauen Bayern und 10 Jahre Frauenbeauftragte in Bayern zurückblicken!
Angedacht ist hierzu unter anderem eine Fachveranstaltung im Herbst 2025.
Auch der Umzug in die neuen Räumlichkeiten in der Hansastraße 40 ist – während wir diese letzten Zeilen schreiben – bereits vollzogen.
Nun beginnt die Phase des Ankommens, Gestaltens und Einrichtens.
Wir freuen uns darauf, viele Netzwerkfrauen sowie Unterstützer:innen und Interessierte bald in unseren neuen Räumen willkommen zu heißen – für Gespräche, Begegnungen, Ideen und Verbundenheit. Und um gemeinsam eine bessere Zukunft zu gestalten!
Dunja Robin, München, 24. April 2025
Dipl.-Sozialpäd. (FH)
Leiterin des Netzwerkbüros