3. Türchen im Netzwerkfrauen-Adventskalender

3. Dezember 2018 / Autor: Karin Winklhofer

In unserem Adventskalender finden sich (Lebens)geschichten von Frauen und Mädchen mit Behinderungen.
Unsere ehemalige Praktikantin, Helen Groß, hat diese Frauenportraits aus aller Welt (teilweise auch der fiktiven Welt) und den verschiedensten Jahrhunderten gesammelt und aufgeschrieben.

Hinter dem heutigen Türchen verbirgt sich

ChrisTine Urspruch

 

ChrisTine Urspruch

ChrisTine Urspruch. Von Edmond Frederik – Selbst fotografiert, CC BY-SA 2.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=16981593

 

ChrisTine Urspruch, geboren 1970 in Remscheid, ist eine deutsche Schauspielerin. Sie ist 1,32 Meter groß und gehört somit zu den Menschen, bei denen Kleinwüchsigkeit diagnostiziert wurde. (Bei ChrisTine im Alter von sieben Jahren.)

Das große T in ihrem Namen bezeichnet sie selbst als künstlerische Freiheit und witzigen, selbstbewussten Umgang mit ihrer Behinderung, „ein spielerischer Umgang zwischen klein und groß“.

 

Sie ging gleich nach der Schule auf eine Schauspielschule. Als zweites Standbein studierte sie Lehramt für Deutsch und Englisch. Sie entschied sich jedoch schnell für die Schauspielerei.

Ihre Behinderung war ihr bei der Verwirklichung ihres Berufswunsches kein Hindernis. Begonnen hat sie am Theater. Ihre erste Rolle dort war zwar die eines Kindes, was, so ihre Meinung, bestimmt mit ihrer Körpergröße zusammenhing. Im Nachhinein war diese erste Rolle ihr Sprungbrett für weitere Rollen, beispielsweise Ophelia in Shakespeare ́s Drama Hamlet. Eine Rolle, so ist ChrisTine überzeugt, Shakespeare bestimmt nicht für eine kleinwüchsige Frau geschrieben hat. Und der Regisseur besetzte die Rolle mit ChrisTine.

 

ChrisTine als Alberich

Seit 2002 ist sie als Silke Haller oder nur Alberich genannt, aus dem Tatort aus Münster nicht mehr wegzudenken. An der Seite des Rechtmediziners Karl-Friedrich Boerne (Jan-Josef Liefers) verrichten die beiden nicht nur für Kommissar Thiel (Axel Prahl) gute Arbeit, sondern auch sehr unterhaltsame Arbeit für die Fernsehzuschauer – dank der scharfsinnigen Dialoge.

Am 7. November 2013 verlieh die Bundesvereinigung Lebenshilfe in Köln den Medienpreis „BOBBY“ an das Team des „Tatort Münster“ mit der Schauspielerin ChrisTine Urspruch.

 

Der Preis soll dazu beitragen, dass sich Menschen mit und ohne Behinderung besser verstehen. In der Begründung der Vergabe heißt es: Alberich („Alberich“ ist der Name des Zwergenkönigs aus Wagners Oper „Ring der Nibelungen“) wird nicht geschont. Man behandelt sie nicht mit Vorsicht oder Fürsorge. Im Gegenteil: Sie muss sich viele Sprüche anhören. Die Dialoge sind humorvoll ohne, dass ein Gesprächspartner, ob mit oder ohne Behinderung ausgelacht wird. Die Serie hat das Bild auf Menschen verändert, die anders sind.

 

Doch ChrisTine Urspruch ist nicht nur Alberich. In der neuen Fernsehserie „Doktor Klein“ spielt sie eine Ärztin. Diese Serie thematisiert unter anderem die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Kinder kennen sie in der Rolle des Sams. Sie spielt in zahlreichen weiteren Filmen und Serien und ist auch Sprecherin vieler Hörbücher.

 

Doch bei allem Erfolg und Freude an ihrem Beruf, der auch mit vielen schönen Reisen verbunden ist, leidet sie oft unter den Blicken der Leute auf der Straße. Sie wird sonderbar angeschaut, weil sie kleinwüchsig ist, nicht, weil sie eine bekannte Schauspielerin ist. Dann möchte ChrisTine nur noch verschwinden.

 

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