Fotoausstellung „Lebens(T)räume“ 19.3.2024 – #sieINSPIRIERTmich 2024
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In unserem Adventskalender finden sich (Lebens)geschichten von Frauen und Mädchen mit Behinderungen.
Unsere ehemalige Praktikantin, Helen Groß, hat diese Frauenportraits aus aller Welt (teilweise auch der fiktiven Welt) und den verschiedensten Jahrhunderten gesammelt und aufgeschrieben.
Hinter dem heutigen Türchen verbirgt sich
Anne Mansfield Sullivan erblickte am 14. April 1866, als Tochter irischer Einwanderer das Licht der Welt. Nach dem frühen Tod der Mutter, Anne ist acht Jahre alt, wachsen sie und ihre zwei Geschwister im Waisenhaus von Tewksbury Massachusetts auf.
Seit sie denken kann, leidet sie unter Sehstörungen, ihre Hornhaut ist vernarbt. Ihr Leben lang unterzieht sie sich Operationen, die jedoch nur eingeschränkt helfen.
Ab 1880 erhält sie auf dem Perkins Institute for the Blind in Boston eine Schulbildung. In dieser Schule unterrichten die Lehrer zu dieser Zeit ein neuartiges Fingeralphabet. Unter anderem führt dieses Fingeralphabet Anne nach ihrem Schulabschluss zu Familie Keller, deren Kind sein Seh- und Hörvermögen verloren hatte.
Anne wird von ihrer Schule mit dem Auftrag entsandt, Helen Keller über die Dinge der Welt in Kenntnis zu setzen. Der 3. März 1887 wird zu einem denkwürdigen Tag. Von diesem Tag an sind die Leben der siebenjährigen Helen und der einundzwanzigjährigen Anne untrennbar miteinander verflochten.
„Wahrhaftig, als ich Anne in der ganzen Fülle ihrer Persönlichkeit erkennen konnte, schien sie mir ein Gewebe ineinander verflochtener Flammen zu sein, und ich kam mir wie ein bevorzugtes Wesen vor, das sich in dem nie versengenden Feuer ihrer raschen Eingebungskraft und ihrer stets vorwärtsstrebenden Gedanken bewegen durfte,“ schreibt Helen Keller in ihrem Buch ‚Teacher – Meine Lehrerin Anne Sullivan Macy’.
Helens Worte spiegeln die Untrennbarkeit der beiden Frauen wieder. Anne erzieht die kleine Helen, bringt ihr Manieren bei. Zuallererst schenkt Anne sich selbst und Helen die Freude am Leben durch das Spiel. Aber das aller wichtigste ist: Anne schafft es, Helen aus ihrer persönlichen Dunkelheit in die Wirklichkeit zu holen. Sie lehrt sie zu sprechen, zu lesen und zu schreiben. Bald schon gehen die beiden Frauen ihren Leidenschaften nach: der Literatur, Dichtung, Musik und Natur.
Der Schlüssel zu diesem Erfolg war das Fingeralphabet.
Anne ermöglicht Helen unter sehr großen Strapazen für ihr eigenes Augenlicht ein Studium. Helen empfindet gegenüber Anne eine tiefe Dankbarkeit, die nicht in Worte zu fassen ist.
Aus der Öffentlichkeit bekam Anne Sullivan jedoch nie die Anerkennung, die ihr zugestanden hätte. Auch als sich beide Frauen gleichermaßen in die weltweite Blindenarbeit stürzen, Schulen gründen, Präventionsmaßnahmen in die Wege leiten, bleibt Anne im Schatten von Helen zurück. Nur ein einziges Mal, im Jahr 1931, wird ihr alleine der Titel Doktor der Literaturwissenschaft der Temple-University verliehen.
Kurz vor ihrem Ableben umschließt sie die Dunkelheit komplett. Ihr Sehvermögen verschlechtert sich, bis sie ganz erblindet. Eine Tragödie für Anne, die all ihren Lebenswillen vernichtet. Helen schreibt dazu in einem ihrer Bücher: „Es fehlte ihr das, was ich [Helen Keller] als eine „Religion des Blindseins“ bezeichnen möchte: ein Glaube, der einem Menschen Frieden in Licht wie in Dunkelheit garantiert, etwa wie eine Substanz, die Feuer und Wasser gleichermaßen widersteht und daher doppelt geschützt ist.“
Am 20. Oktober 1936 verließ Anne für immer diese Welt. Ein Verlust für Helen, den sie bis zu ihrem eigenen Tod nicht komplett verarbeiten konnte.
Quelle:
„Teacher – Meine Lehrerin Anne Sullivan Macy“ von Helen Keller 2018 Verlag Freies Geistesleben & Urachhaus GmbH, Stuttgart
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