23. Türchen im Netzwerkfrauen-Adventskalender

23. Dezember 2018 / Autor: Karin Winklhofer

In unserem Adventskalender finden sich (Lebens)geschichten von Frauen und Mädchen mit Behinderungen.
Unsere ehemalige Praktikantin, Helen Groß, hat diese Frauenportraits aus aller Welt (teilweise auch der fiktiven Welt) und den verschiedensten Jahrhunderten gesammelt und aufgeschrieben.

Hinter dem heutigen Türchen verbirgt sich

 

Malala Yousafzai

 

Malala Yousafzai (2014) Von Russell Watkins/Department for International Development. - https://www.flickr.com/photos/dfid/14714344864/, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=34219176

Malala Yousafzai (2014) Von Russell Watkins/Department for International Development. – https://www.flickr.com/photos/dfid/14714344864/, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=34219176

 

Malala Yousafzai, geboren am12. Juli 1997 im Swat-Tal in Pakistan, wurde nach der Poetin und Volksheldin Malalai von Maiwand benannt.

 

Malalas Vater gründete vor der Geburt seiner drei Kinder eine Schule. Um Schüler und Schülerinnen zu bekommen, gingen er und ein Kollege von Haus zu Haus, um für ihre Schule und Schulbildung zu werben.

Malala ist sehr ehrgeizig und oft Klassenbeste. Ihr ein und alles sind ihre Schulbücher. Sie wächst quasi in der Schule auf.

 

Als Malala ins Schulalter kommt werden vor allem Mädchen massiv daran gehindert in die Schule zu gehen. Der Grund ist die Politik in Pakistan. Die Heimat von Malala ist nur 150 Kilometer von der afghanischen Grenze entfernt. Damals herrschte in Afghanistan Krieg und die Taliban sind im Swat-Tal aktiv.

In dieser Gemengelage verbreiteten sich Meinungen und Gepflogenheiten, die sich radikal gegen Bildung und Menschenrechte stellten. Frauen und Männer sind vor dem Gesetz nicht gleich. Frauen dürfen kein Bankkonto eröffnen. Sportarten und viele Unterhaltensmedien, wie CDs, DVDs und Fernsehen wurden verboten.

 

Schule ist wichtig für Mädchen

Es hieß: „Mädchen, die zur Schule gehen kommen in die Hölle.“ Doch wenn keine Ausgangssperre verhängt war, gingen Malala und ihre Freundinnen weiter zur Schule.

Die Taliban zerstörten bis Ende 2008 insgesamt rund 400 Schulen. Am 15.01.2009 wurden alle Mädchenschulen geschlossen. Malala war erst 11 Jahre alt. Am 05.05.2009 verließ die Familie mit vielen anderen ihr Tal und wurden zu Binnenflüchtlingen. Malala musste ihre geliebte Schultasche zurücklassen. Nach drei Monaten kehrten sie zurück. Die Regionalregierung erreichte ein Friedensabkommen mit der nun offiziell als terroristische Gruppe angerkannten Taliban.
Am 01.08.2009 wurde Malalas Schule wiedereröffnet.

 

Malalas politisches Engagement

In dieser Zeit der Widerstände und Grausamkeiten träumte Malala davon, Politikerin Pakistans zu werden. Sie interessierte sich für Politik und die Wirkung auf Menschen.

Ihren Alltag hielt sie in einem Tagebuch fest, deren Inhalte in BBC Urdu ausgestrahlt wurden. Der erste Eintrag, verfasst unter einem Pseudonym, stammt vom 03.01.2003. Mehrere Fernsehsendungen fragten sie als begehrte Interviewpartnerin an. Das war aber erst möglich, nachdem die Regierung sich gegenüber dem Ausland wieder etwas geöffnet hatte.

 

Die Taliban war immer noch im Land und gegen Bildung. Ihr Vater unterstützte sie, doch beide mussten Angst haben, eines nachts von den Taliban abgeholt zu werden. Doch Malala sagte: “Jeder muss irgendwann sterben, da ist es egal ob ich durch die Taliban sterbe.“

 

Das Attentat

Am 9.10.2012 kam ein Talibankämpfer in ihren Schulbus, fragte nach ihr und feuerte dann drei Schüsse auf sie ab. Sie und zwei weitere Mädchen, die neben ihr saßen, wurden verletzt. Die Kugel ging durch die Stirn am Gehirn vorbei und trat an der Schulter wieder aus. Ihr Gehirn wurde aber durch Knochensplitter in Mitleidenschaft gezogen. Eine Operation rettet ihr das Leben.

Aufgrund der schlechten medizinischen Nachsorge in Pakistan hing ihr Leben jedoch weiterhin am seidenen Faden. Sie wurde nach Großbritannien ausgeflogen.

Als Folge des Attentats ist sie längere Zeit halbseitig gelähmt und muss alles wieder neu erlernen. Auf einem Ohr hört sie bis heute nur mit Hilfe eines Cochlea Implantats. Ihre Behandlungskosten übernahmen ihre Unterstützer*innen in der pakistanischen Regierung.

 

Bis heute gibt es in ihrem Heimatland Pakistan Menschen, die ihr gegenüber feindlich gesinnt sind. Ihren politischen Willen, etwas zu bewegen, brach das Attentat keineswegs.

 

Malala: jüngste Trägerin des Friedensnobelpreises

Als Kinderrechtsaktivistin setzt sich Malala heute weltweit für die Bekämpfung von Armut ein. Der beste Weg aus der Armut ist Bildung. Noch heute bleibt 57 Millionen Kindern der Schulbesuch verwehrt. Für ihren Einsatz zeichnete sie das Nobelpreis-Komitee am 12. Oktober 2014, als jüngste Preisträgerin der Geschichte, mit dem Friedensnobelpreis aus.

 

Malalas Leitsatz:

„One child, one teacher, one book, and one pen can change the world.“

 

Heute lebt Malala gemeinsam mit ihren Eltern in Großbritannien.

 

 

 

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