Einladung zum Herbstplenum (online) am 16.11.2024
Liebe Netzwerkfrauen, Liebe Interessierte, Wir laden Sie zu unserem Herbstplenum ein: Am Samstag, 16. November 2024. Ankommen ab 10:30...
Für alle Menschen hat sich der Alltag seit März drastisch verändert. So auch für unsere ehrenamtlichen Sprecherinnen und für uns Mitarbeiterinnen des Büros der Netzwerkfrauen-Bayern.
Nichts scheint mehr einfach zu gehen. Raus an die frische Luft, Einkaufen, Freunde treffen – alles ist plötzlich kompliziert oder sogar verboten. Ganz besonders wenn man eine Behinderung hat und daher das Leben auch unter Normalbedingungen schon ein ganzes Stück schwieriger ist.
In diesem neuen Alltag erlebt jede von uns, aus ihrer eigenen Warte, viel Neues – positv wie negativ.
In unserer Rubrik „Corona-Tagebuch“ schreiben unsere Sprecherinnen, aber auch wir Büro-Mitarbeiterinnen über unsere Erlebnisse in der Corona-Zeit.
Auch ich möchte natürlich beschreiben, wie Corona meinen Alltag verändert hat – teils zum Negativen, aber manchmal auch auf recht positive Art und Weise.
Heute möchte ich dabei meine beruflichen Erfahrungen rückblickend zusammenfassen.
Im 2. Teil werde ich dann auf private Erfahrungen eingehen.
Ich gehöre mit meiner Spinalen Muskelatrophie ganz eindeutig mit zur #Risikogruppe, für die eine Covid-19-Erkrankung einen tödlichen Verlauf nehmen könnte.
Außerdem wohne ich in einer 3-köpfigen Haushaltsgemeinschaft, in der auch die anderen beiden Mitglieder ein erhöhtes Risiko haben.
Daher muss ich mich darauf einstellen, dass mein beruflicher und privater Alltag auf lange Zeit vom Gewohnten abweichen wird.
Vermutlich bis ein Impfstoff oder Medikament entwickelt und gut im Umlauf ist.
Nach aktuellem Kenntnisstand könnte das noch bis zu zwei Jahre dauern.
Zum Glück ist es bei unserer Arbeit relativ gut möglich, im Homeoffice zu arbeiten.
Und unser Geschäftsführer, der ja selber auch zu #Risikogruppe gehört, nimmt hier seine Fürsorgepflicht als Arbeitgeber natürlich besonders ernst.
Das heißt auf gut Deutsch:
Er erinnert uns regelmäßig, gut auf uns und unsere Gesundheit zu achten und unterstützt uns darin, soweit er nur kann.
Wir müssen nicht groß erklären, warum wir Homeoffice für sinnvoll erachten und uns dafür rechtfertigen,
sondern er kam von sich auf auf uns zu und hat es als Lösung vorgeschlagen.
Natürlich ist Homeoffice „nicht das Selbe“ wie der gewohnte Büro-Arbeitsalltag:
Zunächst mussten wir uns technich möglichst gut einrichten:
Wie bekommen alle Büro-Mitarbeiterinnen sicheren Server-Zugriff?
Wie können wir den Anrufbeantworter gut abhören?
Wie kommunizieren wir alle gut mit einander?
Für all diese Fragen gab es aber meist recht schnelle Lösungen.
Und die Arbeit von zuhause aus bringt durchaus Annehmlichkeiten mit sich:
In meinem Fall spare ich mir täglich ca. 3 Stunden Pendeln von meinem Wohnort in der Nähe von Ingolstadt bis ins Netzwerk-Büro. Das sind 3 Stunden mehr Freizeit!
Zudem kann man sich die Arbeit natürlich etwas flexibler einteilen:
Natürlich versuche ich sicherzustellen, dass ich in den Kernarbeitszeiten zuverlässig erreichbar bin.
Aber ich kann mich auch mal mit dem Laptop auf die Terrasse setzen.
Oder manche Arbeiten in die Abendstunden verlegen, wenn ich das schöne Wetter lieber einfach genießen möchte – oder wenn die Katzen eine Extra-Spielerunde einfordern.
Auch fällt konzentriertes Arbeiten in den eigenen 4 Wänden manchmal leichter als in meinem „Durchgangsbüro“,
wo etwa ständig auch mal ein Postbote fragt, wo denn im Haus die Ärzte sind und, und, und…
Aber auf lange Sicht kann Homeoffice auch anstrengend werden:
Die Grenze zwischen „Arbeit“ und „Freizeit“ verschwimmt, wenn man nicht ständig auf Disziplin achtet.
Und irgendwie macht auch das „ständig zuhause Herumsitzen“ etwas mit uns:
Es fehlen die gewohnten Rituale, der Ortswechsel, die direkten sozialen Kontakte zu Kolleg*innen und anderen Menschen…
Irgendwie wird man träge und lethargisch.
Ich versuche aktiv, dem gegenzusteuern.
Durch möglichst feste Arbeitszeiten,
durch regelmäßigen Kontakt zu Kolleginnen,
durch möglichst gute Freizeitgestaltung
und, mein Highlight Anfang Mai:
Ein Tag im Büro! Ich musste ein paar Aktenordner nach Hause holen…
Spannend, wie gut dieser kleine „Ausflug“ meiner Psyche getan hat!
Auch die Arbeitsinhalte haben sich natürlich geändert:
Die Gremienarbeit macht normalerweise einen durchaus großen Anteil meiner Arbeit für die Netzwerkfrauen aus.
Die allermeisten Sitzungen mussten nun aber abgesagt werden.
Auf der einen Seite also weniger zu tun.
Auf der anderen Seite gilt es aber, sich mit ganz neuen Herausforderungen auseinander zusetzen:
Wie arbeiten wir die neue Kollegin gut ein, auf die Distanz?
Wie können wir unser Plenum abhalten?
Wie stellen wir die Kandidatinnen für die Sprecherinnenwahl gut vor?
Was machen wir mit unserem 20-jährigen Jubiläum und den verschiedenen Projekten, die für dieses Jahr geplant waren?
Wie plant man in einer Zeit, in der so vieles nicht vorhersagbar ist?
Ich finde es aber auch total interessant, neue Möglichkeiten auszuprobieren:
Die Teamsitzungen per Zoom funktionieren wirklich gut und auch diverse Arbeitskreise haben bereits digital stattgefunden.
Aktuell bin ich unglaublich gespannt auf meine erste digitale Teilnahme an der nächsten Sitzung der Münchener Stadtratskommission für die Gleichstellung von Frauen!
Das alles sind für mich großartige Lernerfahrungen.
Denn ich bin ja schon seit vielen Jahren überzeugt:
Wenn unser Netzwerk möglichst allen Frauen und Mädchen mit Behinderungen offenstehen soll, dann braucht es mehr Digitalisierung!
Dann müssen wir uns mit den technischen Möglichkeiten so vertraut machen, dass wir sie nicht nur selbst nutzen können, sondern dass wir auch andere darin unterstützen können, sie zu nutzen.
Aber dafür müssen wir noch viel lernen, vieles ausprobieren und Erfahrungen sammeln.
Oh und noch ein positiver Aspekt der Netzwerkarbeit zu Zeiten von Corona:
Der Zusammenhalt und die Solidarität der Frauen in den verschiedensten Arbeitsbereichen und Gremien ist sehr hoch und das tut wirklich immer wieder gut:
Es werden nicht nur gemeinsam Lösungen gesucht und gefunden, sondern es kommt auch zu ganz persönlichen Kontakten,
zum fast schon intimen Austausch weil man einander mit echten Interesse fragt: „Wie geht es dir?“
Weil wir gegenseitig auf einander achten.
Und es flattern immer wieder kleine Mutmach-Mails ins Postfach. Einfach so.
Ich hoffe nicht nur, sondern ich glaube sogar ganz fest daran, dass uns dieser „Spirit“ nicht nur durch die Krise tragen kann.
Ich glaube, dass er uns auch danach weiter Wind unter unseren Flügeln sein wird.
Denn diese Dinge, das Hinsehen, das Zuhören, das Hilfe anbieten… das kommt ja schon aus der Zeit vor Corona, diese Dinge gehören zu seit langem in unseren Werkzeugkasten – und jetzt spüren wir selbst ganz besonders, wie wichtig sie sind!
Natürlich würde ich mir wünschen, dass sich dieses schreckliche Virus nie entwickelt hätte und wir keine weltweite Pandemie hätten.
Aber leider können wir sie nicht einfach wegwünschen.
Was wir aber tun können ist, unseren Fokus immer wieder auf das Positive auszurichten.
Denn ich bin überzeugt, so schrecklich jede Krise auch ist:
In jeder Krise liegen auch Chancen versteckt!
Diese gilt es, zu finden und zu nutzen.
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