Wochenrückblick vom 11.03.2022

11. März 2022 / Autor: Dunja Robin

Themen: Weltfrauentag 2022 /  Gleichstellungskommission zum Schwerpunktthema „Frauengesundheit und Gendermedizin, inklusive Besonderheiten für Mädchen*/Frauen* mit Behinderung“

Immer freitags berichten die Mitarbeiterinnen der Geschäftsstelle in aller Kürze, womit sie sich in dieser Woche beschäftigt haben:

Weltfrauentag 2022

Nun sind wir schon wieder mitten im feministischen Kampfmonat März!
Und blicken zurück auf den Weltfrauentag 2022  am 8. März.

Wir Netzwerkfrauen hatten dieses Jahr nicht eine große Aktion, sondern waren eher punktuell unterwegs:
Unsere Sprecherin Lieve Leirs hat sich beispielsweise in den vergangenen Wochen dafür engagiert, dass trotz Pandemie Frauen mit Behinderungen bei One Billion Rising in München mittanzen können.

Dunja Robin gab 2 feministische Interviews:
Das erste wurde gestern Abend auf RadioLora ausgestrahlt.
Gastgeberin und verantwortliche Redakteurin der Sendung war Ruth Müller – eine der Gründungsfrauen unseres Netzwerks!
Sie sprach mit Dunja über unsere Jubiläumsfeier im letzten Jahr und unser Netzwerk allgemein.

Am 24. März ist Dunja dann zu Gast beim „Slut Talk – der feministischen Podcast für Liebe, Sex und Widerstand!„.
Hier geht es dann um das Thema „Intersektionsalität“.
Sobald wir die Links zu den Aufzeichnungen haben, werden wir sie hier zugänglich machen.

Und schließlich haben wir, zusammen mit unseren Sprecherinnen,
auf Facebook am Weltfrauentag einige unserer Forderungen vorgestellt.

Hier sind sie nochmal in Übersicht:

Mehr Unterstützung für Mütter mit Behinderungen

Genau zehn Jahre ist sie nun her, unsere Fachveranstaltung „Mutter mit Behinderung – ein Ding der Unmöglichkeit!?“ zum Weltfrauentag 2012.
Ein Thema, für das wir uns seit unserer Gründung im Jahr 2000 schon einsetzen.
Und noch immer müssen wir fordern: Mehr Unterstützung für Mütter mit Behinderungen – JETZT!

Seit der Änderung des Betreuungsgesetzes 1992 ist Zwangssterilisation in Deutschland offiziell verboten.
Aber auch heute noch wird oft Druck auf Frauen mit Behinderungen ausgeübt, wenn es um das Thema Verhütung geht.
Die Mutterrolle traut man ihnen nach wie vor nicht zu.
Meist aus Angst und gut gemeinter Sorge, denn:
Es mangelt in Bayern noch immer flächendeckend an passenden Wohnraum und Unterstützungsangeboten, damit auch Frauen mit Behinderungen ihr Kind gut uns selbstbestimmt versorgen können.
Daher fordern wir:
Einen Ausbau dieser Infrastrukturen, damit es den Müttern und Kindern gut geht!

Solidarität mit ukrainischen Frauen* und Mädchen* mit Behinderungen

Wir Netzwerkfrauen-Bayern wünschen ALLEN Frauen*, Mädchen und Verbündeten einen guten Weltfrauentag.

Wir denken in diesen Tagen auch besonders an die Menschen in der Ukraine und anderen Krisengebieten, die aktuell unsägliches Leid erfahren.
Besonders wollen wir hiermit an Frauen* und Mädchen* mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen erinnern.
An jene, denen die Flucht besonders schwerfällt, weil weder die Fluchtrouten noch die Flüchtlingsunterkünfte „barrierefrei“ sind. Und auch in sicheren Ländern, in deinen sie aufgenommen werden, nun alles doppelt schwer ist, weil auch die Behinderung noch als zustätzliches „Paket“ zu bewältigen ist.
An jene, die nicht fliehen und sich schützen konnten, und denen nun das Nötigste fehlt:
Nahrung, Unterkunft, medizinische Versorgung.
Und oft auch die Möglichkeit, sich selbstständig zu bewegen, sich zu orientieren und zu kommunizieren.
Wir denken an jene, die vielleicht noch nicht einmal richtig begreifen können, was gerade um sie herum geschieht, weil ihre Welt vom Chaos verschlungen wurde.
An jene, die die Gewalt eines Krieges mit all seinen traumatisierenden Grausamkeiten am eigenen Leib erfahren und davon ein Leben lang gezeichnet sein werden.
Wir fühlen ganz besonders mit Euch und stehen solidarisch zu euch!
Ist möglicherweise ein Bild von Text „Viel Kraft in diesen Tagen wünschen Euch NETZWERK FRAUEN bayern“

Bildbeschreibung: Auf weißem Grund steht in lila Schrift: „Viel Kraft in diesen Tagen wünschen euch die Netzwerkfrauen-Bayern (symbolisiert durch das Logo der Netzwerkfrauen). In der Mitte ist groß das Symbol für „Frauen“ (der Kreis mit dem Kreuz unten), in den Farben der ukrainischen Flagge, blau und gelb.

Das Gesundheitssystem muss inklusiv werden!

Der Artikel 25 der UN-Behindertenrechtskonvention garantiert:
Die Vertragsstaaten erkennen das Recht von Menschen mit Behinderungen auf das erreichbare Höchstmaß an Gesundheit ohne Diskriminierung aufgrund von Behinderung an.
Sie treffen dazu alle geeigneten Maßnahmen, um zu gewährleisten, dass Menschen mit Behinderungen Zugang zu geschlechtsspezifischen Gesundheitsdiensten, einschließlich gesundheitlicher Rehabilitation, haben.
Davon sind wir aber noch immer weit entfernt!
Wir fordern daher eine angemessene medizinische Versorgung von Frauen* und Mädchen* mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen!
Dazu gehört für uns:
– Sie müssen bereits bei der medizinischen Forschung mitberücksichtigt werden.
Medikamente wirken anders auf Frauen als auf Männer. Auch Krankheiten äußeren sich je nach Geschlecht anders.
– Das Gesundheitssystem muss insgesamt barrierefrei werden – egal ob Zahnarzt, gynäkologische Sprechstunde, Krankenhaus, Rehaklinik oder Psychotherapie.
– Sie müssen die Möglichkeit erhalten, präventiv etwas für ihre eigene Gesundheit zu tun.
Hierzu zählen Beratungsangebote, aber auch die Möglichkeit, Sport zu treiben, sich kreativ auszuleben, soziale Kontakte zu pflegen und Teil der Gesellschaft zu sein!

Inklusiver Arbeitsmarkt!

Wie auch die aktuelle Studie der Aktion Mensch erneut belegt sind Frauen mit Behinderungen auf dem Arbeitsmarkt noch immer stark benachteiligt.
Sogar noch mehr als Männer mit Behinderungen!
Wir fordern daher:
Frauen mit Behinderungen sollen ihren eigenen Lebensunterhalt verdienen und für das Alter vorsorgen können – durch ihre eigene Arbeit auf dem ersten Arbeitsmarkt!

Besserer Schutz vor und Hilfen nach Gewalterfahrungen

Studien, zum Beispiel von der Universität Bielefeld aus dem Jahr 2013, belegen:
Frauen* und Mädchen* mit Behinderungen sind besonders oft Opfer von Gewalt und (mehrfacher) Diskriminierung.
Seit vielen Jahren setzen wir uns daher ein für eine Gesellschaft, in der sie Schutz und Hilfe erfahren.
Die Forderungen von uns und unseren Bündnispartnerinnen könnt ihr zum Beispiel hier nachlesen:
Forderungenfür Gewaltprävention und gegen Gewalt an Mädchen und Frauen mit Behinderungen
des Facharbeitskreises Frauen des Behindertenbeirats der Landeshauptstadt München
– „Positionspapiergegen Gewalt an Mädchen* und junge Frauen* mit Behinderung
des Arbeitskreises „Mädchen, die Behindert werden“ des Münchener Fachforums für Mädchenarbeit.

Gleichstellungskommission zum Schwerpunktthema „Frauengesundheit und Gendermedizin, inklusive Besonderheiten für Mädchen*/Frauen* mit Behinderung“

Diesmal zum Schwerpunktthema „Medizinische, therapeutische und soziale Relevanzen in Frauengesundheit und Gendermedizin,
inklusive Besonderheiten für Mädchen*/Frauen* mit Behinderung
bezogen auf Symptomerkennung und Erkrankungsverläufe“
Lieve Leirs und Dunja Robin haben die Patenschaft für dieses Thema übernommen.
Zusammen mit Simone Eiche von FrauenTherapieZentrum München.
Das heißt:

Die drei haben die inhaltlichen Schwerpunkte gesetzt und die Referentinnen vorgeschlagen.

Vorträge gab es dieses mal von:

  • Frau Dr. Hildegard Seidl.
    Sie ist Fachreferentin für Gender Medizin der München Klinik und gab uns einen Einstieg ins Themenfeld „Gendermedizin“
  • Simone Eiche ist Geschäftsführerin des FrauenTherapieZentrum.
    Sie stelle die Lage von Frauen* und Mädchen* mit psychischen Belastungen dar.
  • Marion Chenevaz von der Fachstelle Frau und Gesundheit aus dem Gesundheitsreferat der Landeshauptstadt München.
    Sie gab Einblick in die Lage von Frauen* und Mädchen* mit Behinderungen und die Maßnahmen der Landeshauptstadt, damit diese besser versorgt werden können.

Insgesamt ist Festzustellen:

Gendermedizin ist ein wichtiges Themenfeld.
Denn die Unterschiede der Geschlechter, sowohl was ihre Körper angeht als auch ihr Verhalten, hat Einfluss auf unsere Gesundheit und die Wirksamkeit von Therapien.
Gerade bei Menschen mit Behinderungen gibt es hier aber noch sehr wenig aussagekräftige Daten.
In den üblichen Studien, etwa über die Wirkung von Medikamenten und Therapien, ist eine Behinderung oft sogar ein Ausschlusskriterium für die Teilnahme an der Studie.
Gleichzeitig wissen wir aber, dass unser Gesundheitssystem noch viel zu viele Barrieren aufweist.

Einen vertiefenden Blick bietet der Bericht zur Gesundheitlichen Lage der Frauen in Deutschland.
Dieser wurde 2020 vom Robert Koch Institut herausgegeben.
Im Kapitel 9 geht es um die Gesundheit von Frauen mit Behinderungen.

Eine durchaus spannende Wochenendlektüre! 😉

Damit verabschieden wir uns für diese Woche.
Und wünschen allen Leser:innen eine gute Zeit!

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