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Mit schwerem Herzen, aber vor allem auch großer Dankbarkeit, nehmen wir Abschied von Ina Stein, der ersten Behindertenbeauftragten der Bayerischen Staatsregierung und einer der Gründungsfrauen der Netzwerkfrauen-Bayern. Sie ist im Alter von 83 Jahren verstorben.
In ihrer Amtszeit als Behindertenbeauftragte von 1998 bis 2004 hatte sie sich unter anderem für die Einführung des Bayerischen Behindertengleichstellungsgesetzes stark gemacht, das im Juli 2003 in Kraft trat – und damit die bayerische Behindertenpolitik und Gesellschaft nachhaltig mitgestaltet.
1973 wurde die ehemalig als Beamte tätige Mutter mit Behinderung vom Sozialverband Deutschland (SoVD) angefragt, in München eine Gruppe für Jugendliche mit und ohne Behinderung zu gründen. Heute würde man sagen eine „inklusive Gruppe“. Damals noch ein absolutes Novum.
Nach ihrer Zeit als Behindertenbeauftragte hat sie sich als Gründungsvorsitzende des Special Olympics Bayern e. V. für Menschen mit geistigen Behinderungen eingesetzt.
Besonders schlug ihr Herz aber auch für Frauenthemen.
Bereits 1975 erstellte der Sozialverband Deutschland (SoVD) zehn Thesen zur Verbesserung der Lebensbedingungen für Frauen mit Behinderungen.
Diese hatte Frau Stein im Rahmen einer großen Veranstaltung vorgetragen – wie sie selbst sagte, hatte das damals aber niemanden interessiert. Doch davon ließ sie sich nicht beirren.
Im Rahmen des Internationalen Jahres der Behinderten 1981 bat sie der SoVD dann, einen Bericht über „die besonderen Probleme von behinderten Frauen“ zu schreiben.
Keine leichte Aufgabe, für die sie erstmals viele Gespräche mit Frauen mit Behinderungen führte.
1989 rief sie schließlich im Rahmen des Behindertenprogramms der Münchener Volkshochschule jenen Gesprächskreis ins Leben, aus dem sich die Netzwerkfrauen-Bayern entwickelten.
„Wir Frauen fanden es sehr befreiend, einmal ohne Scheu über unsere Erfahrungen, Probleme und Bedürfnisse zu sprechen – auch für mich eine völlig neue Situation“, so Stein über diese Gründungszeit.
Ohne sie als eine der Gründungsfrauen hätte es unser Netzwerk in seiner heutigen Form wohl nicht gegeben. Sie setzte sich maßgeblich dafür ein, dass die Netzwerkfrauen-Bayern eine hauptamtlich besetzte Geschäftsstelle und dadurch sehr viel mehr Schlagkraft bekamen – unter der Trägerschaft der LAG Selbsthilfe Bayern e. V.
Ina Stein hat viele von uns inspiriert und motiviert, uns selbst für unsere Rechte einzusetzen und für eine gerechtere Welt zu kämpfen. Sie hat viel zu unserer Gemeinschaft beigetragen.
In unserem Buch „Weibsbilder von nebenan – Diagnose: 100% Frau!“ (dieser Link führt zur PDF-Version) gibt es auf Seite 102 auch ihre Geschichte zu lesen.
Wir werden sie und ihr Wirken in dankbarer Erinnerung behalten und ihr Werk für sie und ihre Mitstreiterinnen weiter fortsetzen.
Unser Mitgefühl gilt ihrer Familie und ihren Angehörigen.
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