Corona-Tagebuch 15.5.2020: Susie (Teil 3)

15. Mai 2020 / Autor: Karin Winklhofer

Normalerweise gibt es hier freitags immer unseren Wochenrückblick. Im Moment finden aber ja kaum Arbeitskreise und andere Sitzungen statt und es gibt nicht so viel Spannendes zu berichten. Daher gibt es, für die „Corona-Zeit“, stattdessen jetzt die Rubrik „Corona-Tagebuch“. Hier möchten wir Einblick in unseren neuen Alltag gewähren und natürlich auch Tipps und Neuigkeiten mit unseren Leser*innen teilen. Am Ende dieser Blogbeiträge informieren wir natürlich auch ganz knapp, was sich im Netzwerkbüro sonst so berichtenswertes getan hat.

 

Heute ist es wieder unsere Sprecherin Susie Kempa, die ihren von Corona beeinflussten Alltag schildert.
Hier findet Ihr Teil 1 und Teil 2 ihres Corona-Tagebuchs.

 

Susies Corona-Tagebuch (Teil 3)

 

Susies Donnerstag 30. April.

Ich rief bei meinem Arzt an um endlich, endlich ein Rezept für meine Logopädin zu bekommen, vergebens, sollte aber noch mal am Freitag anrufen.

Alles Gute

susie.kempa@netzwerkfrauen-bayern.de

 

 

Susies Samstag 2. Mai. – Wieder Logopädie!

Endlich, endlich – ich tanze innerlich vor Freude – endlich habe ich mein Logopädie-Rezept bekommen; nach Wochen, nein, Monaten der Hoffnung. 🙂

Jetzt brauche ich nur noch ein Rezept für meine Physiotherapie, das wird aber noch 14 Tage dauern.

Alles Gute

susie.kempa@netzwerkfrauen-bayern.de

 

 

Susies Mittwoch  6. Mai. – 1. Logopädie-Termin + Außenfestplatte + Besuch

Was war anders?

Mein 1. Termin mit meiner Logopädin, nach langer Zeit.

Sie kam mit dem kompletten Schutzmaßnahmen-Katalog an sich dran. Es war gar nicht so merkwürdig wie ich vermutet hatte. Irgendwie hat man sich anscheinend schon daran gewöhnt. Obwohl, ein wenig krank kommt man sich schon vor, so ansteckend.

–> Übrigens, bis ich meinen „verschlechterten Zustand“ wieder aufhole, wenn überhaupt möglich, wird es dauern.

 

Ein Freund hatte meinen PC in einen Computerladen gebracht um die Daten, Dokumente, Fotos zu retten, die ich doch so dringend brauche. Abgesehen von meinen persönlichen Sachen sind das auch viele wichtige Sachen für meine Ehrenämter. Ich weiß, ich weiß, man sollte immer wieder sichern.

Also, ich weiß nicht, wie viele Wochen es her ist, dass dieser kleine Computerladen zu machen musste. Für mich war es eine gefühlte Ewigkeit. Ich persönlich fand es eine unsinnige Maßnahme, denn in so einem kleinen Laden ist man, als Kunde, maximal zu zweit, und dann könnte einer davon draußen warten.

Ich hab sie wieder 🙂

 

Floly, ein Freund von mir, hatte Anfang der Woche das Speichermedium abgeholt und wollte es nur kurz vorbeibringen.

Mein 1. Besuch.

Er kann in Schutzkleidung, in 2 m Abstand, vorsichtig in mein Zimmer. Es war für beide Seiten sehr komisch.   Ich hatte das Gefühl, er verkörperte einen streunenden Hund, der ganz vorsichtig, Schritt für Schritt, an mich heran kommt, um mit treuen Augen das Leckerli, das ich zuvor auf dem Boden gelegt hatte, erhaschen zu können. Wir beide hatten Verhaltensprobleme. Er wartete auf mein „komm“.

Ich bat ihn einige Schutzmaßnahmen abzulegen. Nach gefühlten 15 Minuten war alles wie immer.

Ich bin gespannt auf meinen 2. Besucher.

Hattet ihr auch solche Erlebnisse?

 

Info: Aufgrund der 24/7 Beatmung, meiner Schwerst-Körperbehinderung habe ich hohe Schutzmaßnahmen. Das heißt auch meine Pfleger/innen „laufen“ entsprechend in meiner Wohnung herum. Die ganze Situation ist für alle nicht schön.

 

Wir Netzwerkfrauen-Bayern hatten auch über die Problematik, was Nasen- und Mundschutz-Masken für gehörlose Mitmenschen bedeuten, geschrieben. Gehörlose Menschen können uns nicht mehr hören. Jemand hatte hierzu die Idee eines Sichtfensters in den Schutzmasken zu nähen. Diese Idee stellte sich als unpraktikabel heraus.

Was ich sagen will? Ich hatte das Thema weiterhin nicht verfolgt, aber als ich Floly mit dem Gesichts-Visier sah, kam ich ins  Denken. Manchmal sieht man den Wald vor Bäumen nicht. Man bekommt besser Luft, man ist geschützt, es läuft nicht an, es ist leicht zu desinfizieren, die Gefahr sich ins Gesicht zu langen ist wesentlich wesentlich geringer und gehörlose Mitmenschen können einen ohne Problematik sehen.

Das ist die ideale „Maske“ für mich und vielleicht für Euch.

 

Alles Gute

susie.kempa@netzwerkfrauen-bayern.de

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