Wochenrückblick vom 09.07.2021

9. Juli 2021 / Autor: Dunja Robin

Konzeptentwicklung für unser Ehrenamt / Stadtteilcheck / Ethikkommission für Präimplantationsdiagnostik / Bachelorarbeit zum Thema „Frau sein mit Behinderung“

Unter der Rubrik „Wochenrückblick“ berichten wir freitags in aller Kürze über die wichtigsten Themen,
mit denen sich die Mitarbeiterinnen des Netzwerkbüros beschäftigt haben.

Konzeptentwicklung für unser Ehrenamt

Bei unserem Frühjahrsplenum 2021 wurde bereits das Thema für das Herbstplenum gewählt:
Es soll um die Frage gehen, wie wir Netzwerkfrauen bayernweit sichtbarer und aktiver werden können.

Für diese Aufgabe werden wir viel ehrenamtliches Engagement brauchen.
Daher haben es sich das Netzwerkbüro und der Sprecherinnenrat zur Aufgabe gemacht, ein Konzept für ein „neues Ehrenamt“ der Netzwerkfrauen-Bayern zu entwickeln.
Die ersten Zwischenergebnisse sollen beim Herbstplenum vorgestellt werden.
Das erste Treffen zur Konzeptentwicklung fand im Mai statt.
Das zweite Treffen war diesen Montag.

Dabei ging es vor allem um folgende Fragen:
– Was genau unterscheidet eine „Sprecherin der Netzwerkfrauen“ von anderen ehrenamtlich aktiven Netzwerkfrauen?
– Welche Aufgaben könnten und sollten von anderen Ehrenamtlichen übernommen werden?
– Wie wird unser Ehrenamt legitimiert? (Durch Wahlen? Durch eine Berufung? Was macht wann und wofür Sinn?)

Noch sind diese Fragen nicht endgültig beantwortet.
Beim nächsten Treffen werden wir den Blick auf andere Gremien richten und wie diese strukturiert und aufgebaut sind.
So wollen wir uns Inspiration einholen.
Danach wird es dann auch um Fragen gehen wie zum Beispiel:
– Was braucht es für gutes Ehrenamt?
– Wie würde sich das „neue Ehrenamt“ in die bestehenden Strukturen einfügen?
– Wie können wir unsere Pläne Schritt für Schritt umsetzen?

Diese Überlegungen sind sehr spannend und auch weichenstellend für unsere Zukunft.

Stadtteilcheck

Marion Stangl war vergangenen am Freitag für das Projekt „Auf Herz und Rampen prüfen“ unterwegs.

Sie berichtet:

Wir waren in einer 6. Klasse der Mittelschule an der Wiesentfelser Straße.

Hier waren wir in den vergangenen Jahren schon öfter und erlebten bisher immer eine schöne Atmosphäre.
Diesmal waren es insgesamt 24 Schüler/innen und unser Team teilte sich in 3 Gruppen.
Bei herrlichem Wetter erkundeten wir die Barrieren in der Umgebung der Schule.

Die Kinder stellten sehr schnell fest, wie anstrengend es ist im Rollstuhl zu fahren, vor allem bei unebenen Untergrund.
Doch dies war auch kein Problem, denn die gegenseitige Hilfsbereitschaft war sehr groß. Auf einer großen freien Fläche durften die Kinder ausprobieren, mit dem Blindenlangstock sich fortzubewegen.
Durch eine dementsprechende Brille wurde ein 10%tiges Sehvermögen simuliert.

Ethikkommission für Präimplantationsdiagnostik

Am Dienstagabend traf sich erneut die Bayerische Ethikkommission für Präimplantationsdiagnostik (PID).
Dieses ehrenamtliche Gremium entscheidet darüber, ob künstlich befruchtete Eizellen, bevor sie der Mutter eingesetzt werden, auf bestimmte Gendefekte untersucht werden dürfen.
Das deutsche Gesetz erlaubt dies nämlich nur in ganz besonderen Fällen.
Die Kommission prüft in jedem Einzelfall ganz individuell, ob die Untersuchung erlaubt werden kann.
Auf der einen Seite gilt es dabei, unzumutbares Leid zu vermeiden, auf der anderen Seite sollen damit die Rechte behinderter Kinder geschützt werden, damit es nicht zu einer fehlgeleiteten Auslese von „erwünschtem“ und „unerwünschtem Leben“ kommt in unserer Gesellschaft.

Die Kommission setzt sich zusammen aus Medizinern verschiedener Fachrichtungen, Experten für Recht, Ethik, Verteter:innen für Menschen mit Behinderungen und Vertreter:innen für die Patient:innen.
Dunja Robin und Ummahan Gräsle sind die Patientenvertreterinnen.

Dunja Robin berichtet:

„Bei der Sitzung wurde wieder erneut sehr genau geprüft, ob unsere Entscheidungen in sich stimmig, fair und gut begründet sind.
Dafür haben wir uns erneut viel Zeit genommen.
Bei jeder Sitzung geht es in den Diskussionen aber auch immer wieder um den Blick auf das große Ganze und Fragen wie etwa:
Ist es fair, dass eine PID keine Kassenleistung ist?
Immerhin bedeutet das, in letzter Konsequenz, dass es eine Frage des Geldes ist, ob eine Familie die Möglichkeit erhält, schlimmste Erbschädigungen zu verhindern oder nicht.
Die Kommission hat hierzu die klare Haltung, dass eine solche Zwei-Klassen-Gesellschaft ethisch nicht vertretbar ist.“

Bachelorarbeit zum Thema „Frau sein mit Behinderung“

Ende Mai kam eine Studentin der Katholischen Hochschule Freiburg auf uns zu.
Sie bat um eine „Forschungspartnerschaft“ für ihre Bachelorarbeit.
Diese trägt aktuell folgenden Arbeitstitel:
„Behinderter Körper gleich behinderte Weiblichkeit?
– Über die Wahrnehmung junger Frauen mit Körperbehinderung ihres Körpers und ihrer Weiblichkeit.“

Susanne Böhm, Lieve Leirs und Dunja Robin unterstützen sie bei der Ausarbeitung ihres Interviewleitfadens.

Dunja Robin berichtet:
„Es ist immer wieder gut zu sehen, dass sich die Forschung mit ‚unseren Themen‘ beschäftigt und Student:innen ein Bewusstsein dafür haben.
Auch dafür, dass es nicht reichen darf, dass Frauen mit Behinderungen nur reines Forschungsobjekt sind.
Sondern dass sie sich auch aktiv in den Forschungsprozess mit einbringen sollten.
Getreu dem alten Motto ’nichts über uns ohne uns!‘
Ich freue mich bereits sehr darauf, die Ergebnisse dieser Bachelorarbeit zu lesen.“

Diesen Donnerstag tauschte sich Dunja Robin noch einmal mit Susanne Böhm über ihre Erfahrungen bei diesem Projekt aus.
Susanne Böhm erzählt:
„Für mich war es das erste Mal, dass ich an einer wissenschaftlichen Arbeit mitgewirkt habe.
Das war sehr, sehr spannend.
Auch, weil ich somit zum ersten Mal die Gelegenheit hatte, orientiert an den formulierten Fragen über meinen eigenen Bezug zu meinem Körper und meinem Frau-Sein nachzudenken!
Eine sehr interessante Selbsterfahrung!“

Damit wünschen wir ein schönes Wochenende!

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